Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
193
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2. Verrat

Die Strahlenarme der Versunknen greifen

noch aus dem Abgrund durch die Nebelschwaden. Da stehn die stumpfen, grauen Wolkenstreifen mit schöner Röte feierlich beladen.

Wolken, ihr seid die gnadenvoll Erkornen. So hütet treu des Sonnenlichts Vermächtnis, so glüht die selige Heimkehr des Verlornen der Erde als Verheißung ins Gedächtnis!

Doch vor dem Herrscherspruch der Nacht erbleichen die Wolken schon und werfen ohne Würde,

als einer feigen Unterwerfung Zeichen,

von ihren Schultern schnell die heilige Bürde.

Ob, sie sind klug! Es ist nicht wohl beraten, wer an Versunknes Treue noch verschwendet, und leichten Sinns ist schon der Gott verraten, eh er sein Angesicht noch ganz gewendet.