KAPPELN AN DER SCHLEI
Ich wußte wohl, wie auf gestillten Wogen dein Bild an blauen Sommertagen schwimmt; ich wußte, wie der grauen Brücke Bogen
sich in die Sehnsucht naher Ufer stimmt.
Ich wußte, wie gewunden und verzogen
die Gasse lässig ihren Hang erklimmt,
wie auf der Höhe am barocken Turm
in grünem Sprühn die Kupferplatten rosten,
wie unten Möwen auf den morschen Pfosten der Heringszäune rasten nach dem Sturm.
Doch meine Liebe hat dich erst erlesen,
als guter Zufall dir mich zugelenkt.
Ich war dem Tod entflohen, war genesen;
mir ward die Welt zum andern Mal geschenkt. Da hab ich, überwältigt, dir ins Wesen
die Inbrunst meines Neubeginns gesenkt.— Das Herz faßt wieder Stand. So will’s die Zeit. Du aber, kleine Stadt, strahlst mir noch immer zurück, womit ich dich begabt: den Schimmer der tiefen, bebenden Ergriffenheit.