Im räumigen Haus unter Linden erwuchs dort vor Jahren der Dichter, der diese Landschaft verstand, der sie geliebt und gelobt.—
Plötzlich inmitten der stillen und friedevollen Betrachtung
jagt mir das alte Schauspiel die alten Schauer durchs Herz.
Mit majestätischem Gleichmut durchgleitet ein Schiff die Wiesen. Für den umzauberten Blick schwimmt es im grasigen Grün.
Und an dem Pfade des Riesen stehn unterwürfig Pygmäen, beugt sich das Heudiemenvolk tief einer fremden Gewalt.
Mitten im bäuerlich-engen, vertrauten Getriebe des Sommers springt in dem Anblick aufs neue das Abenteuer mich an.
Nun betret ich die Fähre, und neben dem schmauchenden Führer über den vorderen Schlagbaum gelehnt des ruhenden Prahms, schauen wir beide gelassen dem nahenden Dampfer entgegen. Sieh, eine landfremde Fahne flattert am Heck ihm im Wind! Kurz und in plattdeutschen Lauten Namen und Herkunft und Ladung sachverständig bezeichnend, so sehn wir träumend ihm nach.
Eilfertig liefen die Menschen des Fremdlings entlang an der
Reling, waren uns nachbarlich nah und bleiben dennoch uns fern, Menschen, die Arbeit und Feier in anderer Sprache bereden, die bei der Freiwach an Deck oder im Dämmer der Back malenden Wortes die Bilder der anderen Heimat beschwören, die sich hinträumend am Lied der andern Heimat erfreun, die eines anderen Landes Hoffnungen, Nöte und Sorgen heißen Auges erwägen mit ihrem männlichen Wort.
Nun, da das Schiff sich entfernt, erkennen wir Wartenden beide: leise geneigt zieht es hin unter der Decklast von Holz.
Wo sind die harzigen Stümpfe, in welchem Boden vermodert langsam das Wurzelgeflecht, das diese Stämme genährt?
Wie ist die Landschaft beschaffen, darüber die mächtigen Kronen sangen im lenzlichen Wind, stöhnten im herbstlichen Sturm? Woliegt der Berg, der von Urzeit in Tiefen schlummerndes Erz barg,
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