der Zeiten; er mußte in seiner feurigen und bei aller Wildheit ungemeinen Seele den Kampf der entfesselten Zeitgewalten in letzter Schärfe auskämpfen und dabei unterliegen. Mit- und Nachwelt haben sich über seine Gewalttaten entsetzt. Aber er hat die Schuld, von der er nicht freigesprochen werden kann, durch den jähen Sturz von der Höhe in eine fast zwei Jahrzehnte währende Gefangenschaft gebüßt. An dem Maßlosen nahm das herausgeforderte Schicksal maßlose Rache.
Wenn die Geschichte von der Spur des schürfenden Fingers im Stein nicht weiß, wenn sie das Düweke als einen nicht sehr belangreichen königlichen Zeitvertreib abtut, so meine ich doch, daß die dichtende Volksseele gerade hier der Wirklichkeit eines Schicksals ganz nahe gekommen ist. Es könnte auch sein, daß der seinen Quellen treu ergebene Historiker sagte: In diesen Gedichten äußert Christian II. Dinge, die ihm nach dem, was von seinem Leben vor der Gefangenschaft verbürgt ist, nicht in den Sinn gekommen sein können. Ich frage:„Wer will das entscheiden?“ Dies ist nicht mehr eine Angelegenheit der geschichtlichen Quellen. Hier kann auch der Ungelehrte mitreden, wenn er die durch das Leid erzwungenen Wandlungen des eigenen Herzens still und lange genug überdacht hat.
