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Theil 2 (1832) Beschreibung der politischen und kirchlichen Verhältnisse der Mark Brandenburg
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welcher noch völlige Nacht auf der Geschichte der Völker Slawischer Herkunft ruhte, tauchen fte plötzlich auf, und nicht in jugendlicher, dem Erwachen zur Selbstständigkeit erst entgegenstrebender Gestalt, sondern als ein erwachsener, ui'.d über die Länder von der Ostsee bis zum Schwarzen und Adriatischen Meere hin verbreiteter Völkcrstamm. Da­bei war der Slowenische Charakter ursprünglich milde, und mehr den Freuden des Friedens als kriegerischer Erobe­rungslust zugewandt'),

Ein Theil von ihnen, welcher Wenden, Wenden, Win­den oder Slawen genannt ward, hatte seit der ältesten be­kannten. Zeit den Nordosten von Europa inne. Ihre Sitze bestimmte schon Plinius östlich von den Ufern der Weich­sel, als der Grenznachbaren der Germanen, und Anwohner der Bernsteinküste der Ostsee, welche von ihnen den Namen der Vencdischen erhielt; und mit seinem Berichte stimmen Lacitus, oder Wer sonst der bewunderungswcrthc Ver­fasser der Germania seyn mag, und Ptolomäus über­ein Diese Lage der Wendischen Wohnsitze war es, die es diesem Volke gestattete, daß der Sturm der Völker»

- Wanderung lange, ohne es mit sich fortzureißen, vorüberzog, nicht Rom's Eroberungssucht sein Land verwundere, und es länger wie seine westlichen Nachbarn eines frciheidnischcn,' friedlichen Lebens genoß; sie ist zugleich auch der Grund des Mangels, den wir an Kenntniß dieses Lebens haben.

Erst seit dem 5ten Jahrhunderte, beim Erschlaffen vieler benachbarter Völker, damals, als nordische Barbaren das Riesenreich der Römer danieder gerissen hatten, und, selbst dadurch zu kriegerischer Lust entbrannt, die wankenden Ueberreste desselben zn Byzanz zu vernichten strebten, zeigt

1) Schaffarik, Ueber den Ursprung der Slawen nich Lo­renz Surowiecki.

2) plin. IV- 27. IHt OermLn. äü, l-tolom. III. 5,