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fallen, welche ihre Stammgenossen, die Slawen vom rechten Elbufer, in die Altmark unternahmen, niemals einer Verbindung und Vereinigung derfelben mit den Wendischen Eingesessenen dieses Landes, oder eines allgemeinen Aufstandes der letztem gegen ihre Sächsischen Beherrscher und Nachbaren Erwähnung geschieht, und nie eine Vertreibung dieser Slawen, oder ein sichtbares Streben, sie auszurotten, von Seiten der Sachsen darthut, daß Solches jemals befürchtet worden sey.
Nichtsdestoweniger blieben die altmärkischen Wenden größtentheils noch lange in scharfer Sonderung ihrer geselligen und anderer Verhältnisse von den Sächsischen Nachbaren. Bei der Gründung der Neustadt Salzwedel ward zwar ausdrücklich bestimmt, es sollten die Slawen, die sich dahin begeben würden, mit den Deutschen unter demselben Stadtrichter stehen, und dieses Verhältnis! war wohl ein allgemein gültiges in den ältmärkischen Städten'); doch ebenso üblich mogte es seyn, daß sich die Slawen auch mit ihren Wohnsitzen von den Deutschen Mitbürgern ab- sondcrten, und, wie zu Stendal, in einzelnen Straßen zusammenwohnten 2 ). Slawischen Bewohnern Diesdorfscher Klosterdörfer, die in der zweiten Hälfte des 12ten Jahr- Hunderts das Christenthum noch Nicht bekannten, drohte man im Fall daß sie bei heidnischen Gebrauchen verharrten, die Strafe der Vertreibung an und von den Landleuten,
1) Vgl. Thl. I S. 48. Note 3.
2) Zn einem Vezeichnisse der Straßen in der um die Mitte deS 12ten Jahrhunderts angelegten Stadt Stendal, auS einem Schoßregister vom Jahre 1475, liefet man eine iluclaeorum kl.itea, Morin die Juden, und eine 8Iavornm klaren, worin die Wenden wohnten. Die letztere wird in einem Kataster vom Jahre 1567 Wendenstraße genannt.
3) Vgl. Lhl. i. S. 60.