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Christenthum, Chalmers Beweise, und Ward- law gegen die Socinianer. Alles dieses drückte meiner Vernunft eine gründliche Ueberzeugung — so weit nemlich historische Ueberzeugung reicht — ein, daß Jesus der Sohn Gottes und der verheißene Messias sey. Bey diesen Beweisen gab ich mich gänzlich zufrieden, so sehr, daß ich mich zuweilen geneigt fühlte, Gott meinen Dank darzubringen, daß er mich so an das Licht gebracht und mir den Messias gezeigt hätte, von dem die Propheten geweissagt hätten; ja ich konnte eifrig streiten, mit einigen jungen Männern von ungläubigen Grundsätzen, mit denen ich mich oft in Gesellschaft befand. Ich war mit diesem Glauben völlig zufrieden, und hielt ihn für hinreichend zu meiner Seligkeit, obgleich ein pharisäischer Geist noch immer in meiner Brust sein Wesen trieb, und von dem Gnadenstuhl mich entfernt hielt. Da ich keine auf Erfahrung gegründete Kenntniß meines natürlichen Verderbens, und keine Ueberzeugung von der Nothwendigkeit und Beschaffenheit der Wiedergeburt* hatte: so meinte ich, so oft ich in der Bibel etwas von der Falschheit und Bosheit des Herzens fand, die Rede sey von Andern. In Ansehung meiner selbst aber wiegte mich meine Reue über die Sünden, deren mein Gewissen mich beschuldigte, und der schon erwähnte Glaube in
* Meine jüdischen Bruder haben unter diesem Wort eine gänzliche Veränderung in Gedanken, Neigungen, Begierden, Hoffnung, und jeder Empfindung zu verstehen, welche in uns bervorgebracht wird durch die Kraft und den Geist des Allmächtigen: d. i. die alten und bösen Triebe in uns vergehen, und alles wird neu und heilig. Und so wer» den wir gleichsam neue Creaturen.