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den und strafbaren Empörer annehmen werde. Ich sprach: es ist zu spät; meiner Sünden sind zu viele und sie sind zu gräulich, als daß sie mir vergeben werden könnten. Und weit entfernt mich dem Gnadenthrone mit einiger Freudigkeit nähern zu dürfen, sagte ich zitternd nichts mehr als : Herr! ich fürchte, ich habe mich selbst ins Verderben gestürzt.
Indem ich so etwa vierzehn Tage lang immerdar bittre Tinge gegen mich selbst ausstieß, erweckte der Herr einige seiner lieben Diener, um mich durch ihre Predigten, ihren Umgang und ihre Gebete zu trösten; bis einmal, als ich das Wort Gottes las, mich das zärtliche und tröstliche Wort Jesu: Fürchte dich nicht, glaube nur, innig rührte. Wenn ich mich nicht irre, so war das die Stunde, worin Jesus auf einmal die Stürme in meiner Seele bedräuete, und es anfing stille darin zu werden. Das erstemal, daß mein Mund nachher sich zum Gebet öfnete, ergoß er sich in Danksagung dafür, daß ich nicht aus dem Lande der Lebendigen hinweggerissen, und daß dem größten unter den Sündern eine so herrliche Thür eröfnet worden war, um durch den Vorhang einzugehen. Jesus Christus fing an, sich mir von Tag zu Tag herrlicher zu offenbaren. Er war mit mir, wenn ich in der Bibel las, bey meinen Betrachtungen, bey meinen Gebeten, wenn ich Predigten hörte; mit einem Wort Ich sähe ihn überall. Ich befand mich gleichsam in einer ganz neuen Welt. Ich war erstaunt sowohl über meine ehemalige Finsterniß,