Teil eines Werkes 
1 (1901) Nähere Umgegend Berlins
Entstehung
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1. Charlottenburg.

Charlottenburg liegt wie Berlin in dem jetzt von der Spree durchflossenen Berliner Thale, einem der drei alten Haupt- thäler der Mark, die am Ende der Eiszeit entstanden, in der Richtung von SO. nach NW. verliefen und sich im Havellande vereinigten (vgl. Teil II Einleitung). Den Nordrand dieses Thales bezeichnen in der näheren Umgebung von Berlin die Orte Woltersdorfer Schleuse, Kaulsdorf, Friedrichsfelde, dann die alten Stadtthore im N. Berlins bis zum Humboldthain, ferner Dalldorf, Schulzendorf und jenseit der Havel Pausin und Flatow. den Südrand Alt-Hartmannsdorf, Neu-Zittau, Müggelsheim, Alt-Glienicke, Rixdorf, dann die Hasen­heide, der Kreuzberg, Wilmersdorf, der Spandauer Bock und jenseit der Havel Pichelsdorf, Dallgow, Rohrbeck und Nauen, d. h. im wesentlichen bildet im N. die Grenze das Plateau des Barnim (vom Roten Luch bis zur Havel), im S. das des Teltow (von der Dahme bis zur Havel). Der alte Strom durchschnitt den Lauf verschiedener Flüsse, die vorher dem älteren Baruther Thale zuflossen, so be­sonders der Panke bei Charlottenburg und der Havel bei Spandau. Die Panke setzte sich ursprünglich südl. von Charlottenburg durch die Seenkette des Grunewalds, dann durch das Stolper Loch und den Griebnitzsee , wo sie noch die Bäke aufnahm, bis zur Havel fort. Als ferner die Nuthe aus dem Baruther Thal mit starker Strömung nach N. durchbrach und oberhalb Potsdam in die Havel mündete, wandte sich diese rückwärts nach Spandau zu. Sie fand ihren alten Lauf erst wieder, sobald das zuletzt entstandene Ebers- walder Thal infolge des Durchbruches der Oder bei Hohen-Saathen nach dem Stettiner Haff zu totgelegt war.

Vom Bhf Tiergarten durchzieht die mit einer schönen Lindenallee besetzte Berliner Straße den Ort bis zum Sohloß (3 km). Unmittelbar hinter dem Bahnhof gelangt man r. durch die Wegelystraße zur königl. Porzellan- mannfaktur (Eintr. Mo. bis Fr. 1012 U., Trkg.; Ver­kaufslager in Berlin, Leipziger Str. 2). Die Anstalt wurde 1761 in Berlin, Leipziger Str. 4, vom Kaufmann Gotz- kowsky gegründet, 1763 von Friedrich d. Gr., der ihr Zeit seines Lehens das größte Interesse zu wandte, für den Staat angekauft und hat sich mit Ausnahme der napoleo- nischen Zeit stets einer großen Blüte erfreut. 1871 wurde sie an ihre jetzige Stelle verlegt.

Kurz vor den beiden Chausseehäusern, r. in der Ecke, Berliner Str. 9, das kgl. Institut für Glasmalerei, 1843 von Friedrich Wilhelm IV. angelegt, seit 1883 hier (Besichtigung nach Anfrage). Die Brücke über den Schiffahrtskanal soll mit Werken der bildenden Kunst geschmückt werden, die auf die Geschichte der Stadt hinweisen. Jenseits erhebt sich 1. die Technische Hochsehule (ca. 2300 Studierende), vor der zur 100 jährigen Jubelfeier (1899) die Bronzedenk­mäler von Alf. Krupp (von Herter) und Wern. v. Siemens (f 1892, vgl. S. 4; von Wandschneider) errichtet wurden.

Das Hauptgebäude der Technischen Hochschule (228 m lang, 90 m tief) wurde nach Plänen von Lucae und Hitzig durch letzteren und Raschdorff 187884 ausgeführt. In den Nischen der beiden vorspringenden Flügel und des Mittelbaues 6 Standbilder berühmter Architekten und