1. Charlottenburg.
Bald jenseit der Flora öffnet sich r. der Luisenplatz mit dem Schloß und (1. seitlich vor ihm) der k gl. Hofkammer. L., in der Orangenstraße, Nr. 3, das Geburtshaus des ehem. Reichskanzlers Grafen Caprivi (1831—87; Tafel mit Medaillon- bild). Gleichfalls l., an der Berliner Straße, zwei Kasernen. Vor dem Schlosse wird von der Stadt Ch. ein Kaiser Friedrich-Denkmal, nahebei von ehemaligen Kriegern ein Denkmal für den Prinzen Albert (vgl. S. 6) errichtet werden.
Das kgl. Schloß (Gesamtlänge 505 m) besteht aus dem einen großen quadratischen Vorhof umschließenden Hauptbau und zwei Langflügeln. An den mittleren Teil des Hauptbaues, der in italien. Renaissancestil 1695—99 von Schlüter aufgeführt wurde, schließt sich ö. und w. ein bald in zwei Seitenflügel rechtwinklig auslaufender Erweiterungsbau, der ebenso wie die von einer Fortuna gekrönte Kuppel des Mittelbaues von Eosander v. Göthe (1704—7) herrührt. Den östlichen schmucklosen Lang- flügel fügte K nobelsdorff 1 741—42, den westlichen, von der Straße aus nicht sichtbaren, welcher die Orangerie enthält, Eosander 1709—12 hinzu, während das am Ende desselben Flügels befindliche Theater 1788 von C. G. Langhaus erbaut wurde. — Im Mittelbau liegen im Erdgeschoss die von Friedrich I. und seiner Gemahlin Sophie Charlotte bewohnten Räume, im 1. Stock die Zimmer Friedrich Wilhelms IV. und der Königin Elisabeth, die 1873 hier starb; hier weilte auch der kranke Kaiser Friedrich III. vom 11. März bis 1. Juni 1888. Friedrich Wilhelm III. wohnte ebenso wie vorher Friedrich d. Gr. im östl. Lang- flügel; ebenda verbrachte Napoleon I. Okt. 1806 eine Nacht. 1760 wurde das Schloß von Österreichern und Sachsen vollständig verwüstet. In der 1706 eingeweihten Schloss- kapelle feierte Friedrich d. Gr. nach dem 7 jährigen Kriege 1763 das Friedensfest.
Eintritt (im r. Seitenflügel} für Schloß und Museum je 25 Pf — Die Führung beschränkt sich auf die im Erdgeschofs nach der Gartenfront liegenden Zimmer des Mittelbaues, deren Decken z. T. noch von Schlüter herrühren. Im Gelben Zimmer Gemälde, Zusammenkunft der drei Könige Friedrich I., August II. von Polen und Friedrich IV. von Dänemark' (1709) von Gerike. — In dem in der Mitte gelegenen Gartensaal sitzende Marmorstatue der Kaiserin Charlotte von Rußland, von Wichmann. — Beachtenswert sind besonders die Paraderäume (Gobelins, z. T. alt und gut erhalten), u. a. das Tressenzimmerr mit Kronleuchter von Bergkristall, das Grüne Zimme mit Decke, die vier Jahreszeiten darstellend, von Lairesse, und Bildern der Prinzessinnen Wilhelmine und Amalie, Schwestern Friedrichs d. Gr., ferner die * Porzellankammer mit dem von englischen Kaufleuten der Sophie Charlotte geschenkten chines. Porzellan und einem Deckengemälde (Apollo und Allegorieen) von Cocceji. — Schloß- kapelle (mit Oberlicht): reichgeschnitztes Lesepult; Decke ,Glaube, Liebe, Hoffnung ' von Cocceji; Gemälde ,Christus in der Wüste ' von Hensel; liegende Marmorstatuette des jüngsten Kindes der Königin Luise (f 1806) von Schadow; Glasmalerei (Christuskopf) von Höcker.