Teil eines Werkes 
1 (1901) Nähere Umgegend Berlins
Entstehung
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1. Charlottenburg.

Bald jenseit der Flora öffnet sich r. der Luisenplatz mit dem Schloß und (1. seitlich vor ihm) der k gl. Hofkammer. L., in der Orangenstraße, Nr. 3, das Geburtshaus des ehem. Reichskanzlers Grafen Caprivi (183187; Tafel mit Medaillon- bild). Gleichfalls l., an der Berliner Straße, zwei Kasernen. Vor dem Schlosse wird von der Stadt Ch. ein Kaiser Fried­rich-Denkmal, nahebei von ehemaligen Kriegern ein Denk­mal für den Prinzen Albert (vgl. S. 6) errichtet werden.

Das kgl. Schloß (Gesamtlänge 505 m) besteht aus dem einen großen quadratischen Vorhof umschließenden Haupt­bau und zwei Langflügeln. An den mittleren Teil des Hauptbaues, der in italien. Renaissancestil 169599 von Schlüter aufgeführt wurde, schließt sich ö. und w. ein bald in zwei Seitenflügel rechtwinklig auslaufender Er­weiterungsbau, der ebenso wie die von einer Fortuna ge­krönte Kuppel des Mittelbaues von Eosander v. Göthe (17047) herrührt. Den östlichen schmucklosen Lang- flügel fügte K nobelsdorff 1 74142, den westlichen, von der Straße aus nicht sichtbaren, welcher die Orangerie enthält, Eosander 170912 hinzu, während das am Ende desselben Flügels befindliche Theater 1788 von C. G. Lang­haus erbaut wurde. Im Mittelbau liegen im Erdgeschoss die von Friedrich I. und seiner Gemahlin Sophie Char­lotte bewohnten Räume, im 1. Stock die Zimmer Friedrich Wilhelms IV. und der Königin Elisabeth, die 1873 hier starb; hier weilte auch der kranke Kaiser Friedrich III. vom 11. März bis 1. Juni 1888. Friedrich Wilhelm III. wohnte ebenso wie vorher Friedrich d. Gr. im östl. Lang- flügel; ebenda verbrachte Napoleon I. Okt. 1806 eine Nacht. 1760 wurde das Schloß von Österreichern und Sachsen vollständig verwüstet. In der 1706 eingeweihten Schloss- kapelle feierte Friedrich d. Gr. nach dem 7 jährigen Kriege 1763 das Friedensfest.

Eintritt (im r. Seitenflügel} für Schloß und Museum je 25 Pf Die Führung beschränkt sich auf die im Erdgeschofs nach der Gartenfront liegenden Zimmer des Mittelbaues, deren Decken z. T. noch von Schlüter herrühren. Im Gelben Zimmer Gemälde, Zu­sammenkunft der drei Könige Friedrich I., August II. von Polen und Friedrich IV. von Dänemark' (1709) von Gerike. In dem in der Mitte gelegenen Gartensaal sitzende Marmorstatue der Kaiserin Char­lotte von Rußland, von Wichmann. Beachtenswert sind besonders die Paraderäume (Gobelins, z. T. alt und gut erhalten), u. a. das Tressenzimmerr mit Kronleuchter von Bergkristall, das Grüne Zimme mit Decke, die vier Jahreszeiten darstellend, von Lairesse, und Bildern der Prinzessinnen Wilhelmine und Amalie, Schwestern Friedrichs d. Gr., ferner die * Porzellankammer mit dem von englischen Kaufleuten der Sophie Charlotte geschenkten chines. Porzellan und einem Deckengemälde (Apollo und Allegorieen) von Cocceji. Schloß- kapelle (mit Oberlicht): reichgeschnitztes Lesepult; Decke ,Glaube, Liebe, Hoffnung ' von Cocceji; Gemälde ,Christus in der Wüste ' von Hensel; liegende Marmorstatuette des jüngsten Kindes der Königin Luise (f 1806) von Schadow; Glasmalerei (Christuskopf) von Höcker.