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4. Spandau und Umgegend.
Stadt 50 Ff., mehr als 2 Pers. 70 Pf.; nach dem Spandauer Bock Vfo M.; nach Pichelsberg 2 M.
Dampfer: 1. von der Charlottenbrücke nach Berlin , Potsdam und den Zwischenstationen s. S. 101. — 2. (Nr. 2—4 gehören der Spandauer Dampfschiffahrt-Gesellschaft) von der Schleuse nach Valentinswerder, Saatwinkel , Tegel nachm. 4— 5mal (So. vorm. 10 U., nachm, stündl.) für 20—35 (So. 40) Pf. — 3. vom Hafenplatz, gegenüber der Garnisonkirche, nach Valentinswerder , Wilhelmsruh , Leuchtturm, Tegelort , Tegel vorm. 2—3, nachm. 5mal (So. nachm, stündl.) für 20—35 (So. 40) Pf. — 4. vom Hafenplatz nach Valentinswerder, Leuchtturm , Jörsfelde, Waldburg , Sandhausen, Papenberge vorm. 10 U., nachm. 3—4mal (So. öfter) für 20—35 Pf.
Spandau, Stadt und Festung mit 64 595 Einw., (darunter 5390 Militär; 1895: 55810), an der Mündung der Spree in die Havel, wurde vermutlich um 1160 von Albrecht dem Bären als Burg gegen die Wenden gegründet, besitzt seit 1232 Stadtrecht und bildet seit 1887 einen eigenen Stadtkreis. Am 1. November 1539 trat hier Joachim II. unter Vermittelung des Bischofs Mathias von Jagow zur Reformation über. Der Bau der Festung, 1560 unter Römers Leitung begonnen, wurde 1578—93 vom Grafen Rochus zu Lynar (vgl. S. 37) vollendet. Unter Kurfürst Georg Wilhelm entstand artch eine neue Stadtbefestigung (1626—48). 1631—34 war Sp. von den Schweden besetzt. Am 25. Ökt. 1806 überließ von Beneckendorf verräterisch die Festung den Franzosen, die sie bis zum 27. Nov. 1808 und später wiederum 1812—13 inne hatten, bis sie infolge heftiger Beschießung durch die Preußen am 27. April kapitulierten. Seit 1873 sind die Festungswerke im N. und W. hinausgeschoben und wesentlich verstärkt worden. Die innere Befestigung soll demnächst ganz fallen. — Sp. ist vor allem Militärstadt. In Garnison liegen hier: das Garde-Grenadier-Reg. Nr. 5, das 5. Garde-Reg., das Pionierbataillon von Rauch Nr. 3, das Garde-Fußartillerie-Reg, das Brandenburgische Trainbataillon Nr. 3, außerdem die Infanterieschießschule in Ruhleben (S. 8). Sechs große kgl. Werkstätten beschäftigen viele Tausende von Arbeitern : die Geschützgießerei, die Artilleriewerkstatt, die Gewehrfabrik, die Munitionsfabrik, die Pulverfabrik und das Feuerwerkslaboratorium.
Der Bahnhof liegt in der Vorstadt Stresow. Südl. von ihm, jenseit der Bahn, die Kaserne des Garde-Grenadier- Reg. Nr. 5 („Stresowkaserne II“). Westl. führt an der Bahn hin ein Steg über die Havel in 10 Min. zu der vom Potsdamer Thor ausgehenden Klosterstraße (S. 39). Das Terrain n. vom Bahnhof bis zur Spree nehmen zwei kgl. Fabriken ein, die 1853—54 erbaute Geschützgießerei und die 1868 eröffnete Artilleriewerkstatt mit Zündspiegelfabrik, die durch eine Militärbahn mit denen bei der Citadelle iS. 38) verbunden sind.
Vom Bahnhof nach dem Spandauer Bock und Pichelsberg s. S. 8.