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4. Spandau und Umgegend.
geht die Neuendorfer Straße weiter; an ihr 1. das M ilitärarrestlokal, das Garnisonslazarett und die Artilleriewagenhäuser; r., kurz vor dem Schützenhause (Straßenbahn S. 35), das Direktions- und Arbeitergebäude des Feuerwerklaboratoriums, das sich selbst seit 1829 auf dem Eiswerder, einer nahen Havelinsel, befindet. — L. zweigt die Schönwalder Straße ab (Straßenbahn S. 35). Sogleich an ihrem Anfang, auf dem Bürgerplatz, soll ein Bismarckdenkmal errichtet werden. Die Straße läßt alsdann die von Fritsche 1896 erbaute roman. Lutherkirche und (dicht dabei) das neue städt. Krankenhaus r., den Wasserturm für die nw. am Rande der Heide liegenden städt. Wasserwerke 1. abseits und endet bei der (r.) Schülerbergkaserne (für das Pionierbataillon) und dem (1.) Bekleidungsamt des 3. Armeecorps am Fehrbelliner Thor, 35 Min. vom Bahnhof.
Weiter nach der Bürgerheide s. S. 39.
Ostl. von der Schleuse (S. 37) liegt auf einer Insel, auf drei Seiten von schattigen *Promenaden umgeben, die Citadelle (Eintr. nicht gestattet; am Portal das kgl. preuß. Wappen von 1701—3), die einen fiskalischen Gutsbezirk für sich bildet. Von, dem alten Bau des Schlosses zu Spandow, das ursprünglich hier stand, hat sich nur noch der runde Bergfried, der Juliusturm (etwa XIV. Jahrh.), erhalten; in ihm der Reichskriegsschatz (120 Mill. Mark in Kisten zu 10000 M.), der jährlich zweimal von Beamten des Reichsschatzamtes revidiert wird. Die Festung zeigt im allgemeinen noch die ihr durch Rochus zu Lynar (S. 36) gegebene Form mit 4 Bastionen.
Das alte Schloß diente den askan. und bayr. Markgrafen häufig zur Residenz und später den Kurfürstinnen mehrfach als Witwensitz; u. a. wohnte hier Elisabeth, die Gemahlin Joachims I., 1545—55. 1571 wurde die „schöne Gießerin“ (f 1575; vgl. S. 24) von Johann Georg hierher verwiesen. 1631 zwang Gustav Adolf seinen Schwager Georg Wilhelm, ihm die Festung zu überlassen. Von 1638 an residierte hier der Statthalter in den Marken, Graf Adam v. Schwarzenberg. In den Kasematten war der frühere Minister Friedrichs III., Eb. v. Dankelmann, 1698—1700 in Untersuchungshaft. 1757 flüchtete bei Annäherung der Österreicher die Königin Elisabeth Christine in die Citadelle. Napoleon, der hier am 26. Okt. 1806 weilte, ließ die Festung in besseren Stand setzen.
An der Citadelle vorbei führt auch die bei der Berliner Brücke (vgl. S. 37) beginnende Chaussee, welche bis 1724 die Hauptstraße nach Berlin war. An ihr ziehen sich bis in die Nähe von Haselhorst 1. drei kgl. Fabriken hin: die Munitionsfabrik (1870—74 erbaut, neuerdings erweitert), die Gewehrfabrik (1722 begründet, seit 1852 im Besitz des Staates) und die Pulverfabrik (seit 1838 im Betrieb), sämtlich mit großartigen Nebengebäuden. Die vom Bahnhof kommende Militär-Bahn (8. 36) geht außer nach