Teil eines Werkes 
1 (1901) Nähere Umgegend Berlins
Entstehung
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5. Tegel und Umgegend.

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1410 in dem durch die Wegnahme der Herden Berlins ver­ursachten Kampfe den Ratsherrn Niklas Wins mit vielen Berlinern gefangen. Vom Endpunkte der Straßenbahn (8 Min. vom Bahnhof) führt w. die Hauptstraße an dem von uralten Bäumen beschatteten Kirchlein vorbei in 10 Min. zum 5 km langen Tegeler See. Vor der Kirche ein bronzenes Standbild Wilhelms d. Gr., von Bärwald; am Sockel die Medaillonbilder Bismarcks und Moltkes. Nahebei (Nr. 22, Oberförsterei) lag ein gegen Ende des XVIII. Jahrh. be­rühmtes Spukhaus, das 1806 bei der Plünderung durch die Franzosen zu Grunde ging. Im Süden des Ortes auf einem Terrain von 80 ha das Borsigwerk , seit 1896 aus Moabit hierher verlegt; am See beim Rest. Seeschlößchen die Krupp gehörige Schiffs- und Maschinenbau-Aktiengesellschaft Germania.

Vom Endpunkte der Straßenbahn geht östl. der ,Hermsdorf- Lübarser Weg ' nach Weidmannslust (S. 52; 3 /4 St.), in der ersten Hälfte schattenlos.

Nach N. erreicht man vom Endpunkte der Straßen­bahn durch die Schloßstrafse in 8 Min. das H ermsdorfer Mühlenfließ. Gleich darauf, hinter der Humboldtmühle, 1. der Haupteingang zum Schloßpark; weiterhin an der Straße (schöne Allee) das S chloßrest.

Nahe dem Haupteingange des Parkes liegt das einfache, mit vier Ecktürmen versehene Schloß Tegel, al s Jagdschloß vom Gr. Kurfürsten erbaut, 1765 vom Major Georg Alex, v. Humboldt erworben. Am 20. Mai 1778 waren Goethe und Herzog Karl August hier zu Besuch. Nach dem Tode des Vaters (1779) war das Schloß gemeinsamer Besitz W ilhelms (geb. 1767 in Potsdam) und Alexanders (geb. 1769 in Berlin) v. Humboldt; seit 1802 gehörte es ersterem allein, der es 182224 von Schinkel gänzlich umbauen ließ und bis zu seinem Tode (1835) bewohnte, während Alexander von Berlin immer nur auf kurze Zeit herüberkam. Jetzt ist es im Besitz der Frau v. Heinz, einer Enkelin Wilhelms. Das *Innere (am besten im Winter in Abwesenheit der Herrschaft zugänglich; Kastellan im Hause nördl.) ist im wesentlichen noch so wie zur Zeit Wilhelms, mit vielen von ihm gesammelten Kunstschätzen ausgestattet.

Erdgeschoß. V estibül (Atrium mit dor. Säulen): antike

Brunnenmündung mit bacchischen Reliefs in griech. Marmor, aus S. Calisto in Trastevere in Rom. L. (Parkseite) Arbeitszimmer Wilhelms: zwei weibliche *Torsen aus parischem Marmor aus Athen, wahrscheinlich aus einer Gruppe der Grazien; antiker Torso eines Jünglings; Maler Karstens, Statuette einer Parze (1795); Doppelherme. lm Eckturm das Sterbezimmer Wilhelms. 1. Stock. L. (Parkseite) Blaues Zimmer (Blick nach der Grabstätte): antike *Statue der Nymphe Anchyrrhoe aus Rom; Reliefporträts von Wilhelm u. Alexander v. H. nach Modellen von Klauer u. Fr. Tiek aus karrar. Marmor; Wach, Bild der Königin Elisabeth. Saal: viel