9. Rüdersdorf.
67
unterwegs prächtiger Blick auf das enge Thal, oben weite *Aussicht bis nach Strausberg, den Rauenschen, Kranichs- und Müggelbergen, n. und w. auf die Brüche. Links vom Durchbruch, der auf seinen diesseitigen Abhängen mit Weingärten bedeckte Arnimsberg (76 m), unter welchem bis 1897 der Redenkanal die Gewässer des Alvenslebenbruches mit dem Kessel verband. Der Raum vor dem Tunnel ist zum freundlichen kleinen Redenpark umgeschaffen worden. Dicht am Südende des Tunnels die Büsten von Friedrich II., Friedrich Wilhelm II. und III., sowie die der Minister v. Heinitz und v. Reden. Vom Redenpark — oder von der Sonnenuhr — aufwärts zum Turnplatz und sw. durch eine Birkenallee zu einem Pavillon und zum Kriegerdenkmal, beide ebenfalls mit schöner Aussicht. Lohnend ist die Besteigung der Hohen Halde, eines weithin sichtbaren Schuttkegels (man wende sich hinter dem Kriegerdenkmal r., dann bald 1.).
Jenseit des Höhenzuges liegen die Kalkbrüche, in die man an verschiedenen Stellen hinabsteigen kann. R. (ö.) von der Kreuzbrücke im Niveau der umgebenden Gewässer der Alvenslebenbruch, der immer mehr nach 0. erweitert wird, 1. (sw.) an Stelle des ehem. Reden- und Heinitzbruches seit 1873 der Tiefbau, dessen Kalkstein unter dem Wasserspiegel liegt.
Das aus der Triaszeit stammende Muschelkalklager, das sich 3,7 km lang , 160 m breit in der Richtung von SW. nach NO. erstreckt, wurde im XIII. Jahrh. von Mönchen des c. 2 St. ö. gelegenen Klosters Kagel entdeckt. Nachdem es im XVI Jahrh. unter landesherrliche Verwaltung, z. T. aber auch in den Besitz einzelner Gemeinden und Privaten gekommen war, wurden die Ansprüche der übrigen Beteiligten vom Staate 1835 abgelöst, mit der Stadt Berlin aber 1855 ein Vertrag geschlossen, nach welchem gegen Überlassung von r 1/6 des Reinertrages an diese dem Fiskus allein das Recht de Kalksteingewinnung zusteht. Der Abbau erfolgt meist durch das sog. ,Stürzen' indem das betreffende Lager allmählich derartig unterhöhlt wird, daß es nur noch auf dünnen Pfeilern ruht, und diese dann (der Tag wird gewöhnlich vorher durch die Zeitungen bekannt gegeben) gleichzeitig abgeschossen werden. Die Abfuhr der Steine, die man zur Herstellung von Grundmauern verwendet oder zu Kalk brennt, geschieht aus dem Tiefbau (Aufzugsmaschine) durch die Bahn, aus dem Alvenslebenbruch auf dem Wasserwege (Krien- kanal und -see, dann w. Mühlenfließ und Stolpgraben) in den Kalksee bei der Dampferstation Stolpbrück. Die Knappschaft der Kalkberge (c. 980 Mann) steht unter einer kgl. Berginspektion und feiert seit 1841 alljährlich ihr Bergfest im August. — Dem Naturforscher bieten die Brüche ein hervorragendes Interesse durch die 1875 bez. 1879 erfolgte Auffindung von Gletscherschrammen und Gletscher- töpfen am östl. Ende des Alvenslebenbruches (oben auf dem noch nicht abgebauten Gebiete). Der bestimmte Nachweis der ersteren durch Torell (S. 66) hatte die Aufstellung der Inlandeistheorie für Norddeutschland (vgl. Teil II Einleitung) zur Folge; unterschieden werden zwei Schrammensysteme, ein älteres von NNW. nach SSO. und ein jüngeres von O. nach W. Leichter als die Schrammen sind die sehr zahlreichen Gletschertöpfe für den Laien
5 *