Teil eines Werkes 
1 (1901) Nähere Umgegend Berlins
Entstehung
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10. Nach Fangsclileuse.

kirche (Pfarrkirche) liegt. Am Südende der Altstadt, jenseit des Kriegerdenkmals, betritt man durcli ein Portal den Schloßhof: r. das Schloß, seit 1851 als Lehrerseminar be­nutzt, 1. die 168485 von Nehring erbaute S chloßkirche. Auf dem Hofe außer einer Büste Friedrichs d. Gr. ein Sandsteinobelisk mit dem Medaillonbilde des Konsistorial- rates Hecker , des Begründers des Seminars, errichtet bei der 150jährigen Gedächtnisfeier desselben (1898); am Sockel die Figur eines Seminaristen aus jener Zeit. Das Schloß war einst Sitz des Wendenfürsten Jaczo (vgl. S. 27), im XVI. Jahrh. Lieblingsaufenthalt der brandenb. Kurfürsten, namentlich Joachims II., der hier am 3. Jan. 1571 plötz­lich starb. Im Mai 1631 forderte Gustav Adolf von hier seinen Schwager Georg Wilhelm auf, ihm Küstrin und Spandau einzuräumen (vgl. S. 81). Den 1677-81 von Rütger von Langerfeld im Stil der franz. Renaissance neu aufgeführten Bau bewohnte Kurprinz Friedrich mit seiner ersten Gemahlin (f 1683) einige Zeit. Am 28. Okt. 1730 fällte im Wappensaal das Kriegsgericht unter Ab­lehnung des Urteils über den Kronprinzen den Spruch über Katte auf lebenslängliche Festungsstrafe (vgl. S. 87). Später war das Schloß lange Jahre Witwensitz der Prin­zessin Henriette von Brandenburg-Schwedt (f 1782; bei­gesetzt in der Schloßkirche), gehörte, nachdem es seit 1806 von den Franzosen besetzt war, seit 1812 wieder der Krone und spielte dann in den 20er und 30er Jahren als Demagogengefängnis eine Rolle. Das (schwer zugängliche) Innere enthält mit der ursprünglichen, reichen Stuck­ausstattung im Erdgeschoß den K önigsssaal (an der Decke GemäldeJagdzug der Diana), im 2. Stock den neuer­dings restaurierten Wappensaal (jetzt Orgelsaal), mit 20 kolossalen Karyatiden und den Wappenschildern der preuß. Landesteile des XVII. Jahrh. Im Park ein Sandstein­denkmal mit Reliefportät der Gemahlin des besonders als Kartograph berühmten Feldmarschalls Graf v. Schmettau (f hier 1771; Schmettau selbst f 1806 bei Auer- städt). Dicht beim Schlosse die Dahmebrücke, die nament­lich nach r. einen hübschen Blick auf die Bauwerke der Stadt und das Spreeufer bietet.

Vom Schloß gelangt man ö . durch die Grünstr. u. Müggels- heimer Str. zum (15 Min.) Anfang der Waldchaussee nach Müggels- heim; von hier alsbald 1. ab durch eine Birkenallee, später durch etwas Wald zum Müggelschlößchen (35 Min.; S. 75).

Jenseit der Dahmebrücke Wegteilung: gradeaus die Berliner Straße nach (12 Min.) S tat. Spindlersfeld, ferner N eptunshain u. s. w. (s. S. 82); 1. die Rudower Straße nach B hf Adlershof Min.; S. 82); von der Rudower Straße zweigt sogleich 1. ein reizloser Weg nach Grünau (50 Min.; S. 82) ab.