Teil eines Werkes 
1 (1901) Nähere Umgegend Berlins
Entstehung
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11. Nach Königs-Wusterhausen.

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einst im Gegensatz zu dem benachbarten Deutsch-W. Wendisch-W. und verdankt den jetzigen Namen wie seinen Aufschwung Friedrich Wilhelm 1. Überblick über die Gegend von der Anhöhe im N., zu der von der Berliner Straße r. ein Fußweg führt; darunter an der Köpenicker Chaussee ein Kreiskrankenhaus.

Am Südufer der Notte (10 Min. von der Brücke) das Tabaks- häuschen Friedrich Wilhelms I. L. davon, an der Schenkendorfor Chaussee, ein neues stattliches Blindenheim , von einem Privatmann

g estiftet. R., jenseit der Notte, an der Deutsch-Wusterhausener haussee, das Altenheim der Odd-Fellow-Loge.

Am Nordufer der Notte (12 Min. vom Bahnhof) liegt, umgeben von einem schattigen Parke und ganz von Epheu umsponnen, das kgl. Jagdschloss. Der Gr. Kurfürst kaufte die früher den Schenken von Landsberg gehörige Herr­schaft, 1683. Friedrich Wilhelm I. weilte seit 1702 häufig in K.-W., gründete hier 1713 aus Treibern eine Jagdgarde, den Anfang des Riesen-Grenadier-Regimentes, und ließ 1718 die alte Burg zum Schlosse umbauen, wobei der vor der Front stehende Treppenturm (sog. Diebswinkel) erhalten blieb. Jährlich war der Hof hier von Ende Aug. bis An­fang Nov. und feierte allemal zwei Feste, den Gedächtnis­tag der Schlacht bei Malplaquet (11. Sept. 1709), der Friedr. Wilhelm beigewohnt hatte, und das Hubertusfest (3. Nov.). Hier hielt der König auch seine Tabakskollegien ab und entschied am 1. Nov. 1730 über das Schicksal seines Sohnes und Kattes (vgl. S. 72). Nach längerer Vernachlässigung wurde das Schloß von Kaiser Wilhelm I. 1863 ausgebaut und wird seitdem wieder gelegentlich der Hofjagden in den großen sich nach S. erstreckenden Revieren (gegenwärtig alle 3 Jahre) besucht. Das Innere (Eintr. 25 Pf.) ist sehens­wert wegen der Erinnerungen an den Soldatenkönig.

1. Stock, bewohnt von Pr. Wilhelm I. und seiner Gemahlin Sophie Dorothea. Halle mit Jagdtrophäen Wilhelms I. L. Zimmer der Königin (jetzt Wohnung des Kaisers): Möbel im Stile des

XVIII. Jahrh., zwei alte Kaminbekrönungen, interessantes Gewehr- spind. R. Wohnzimmer des Königs (jetzt Speisesaal) mit sehr tiefen Nischen; in der Mitte Stützsäule, die bis auf das Fundament des Schlosses hinabgeht; die hier wie im Rauchzimmer (s. unten) be­findlichen Malereien des Königs, Porträts seiner ,blauen Kinder' und Kopieen fremder Bilder, sind meist in Kossenblatt während der

Gicht (daher z. T. ,in tormentis' neben dem ,F. W.) entstanden._

Empfangszimmer: Abbildungen vom König abgehaltener Jagden;

Kabinett daneben; großes steinernes Waschbecken desselben. 2. Stock. Korridor: von einem Eichenstamm überwachsenes Hirsch­geweih; Nachbildung des 1696 bei Neubrück von Friedrich III. er­legten 66enders (das Originalgeweih, das Friedrich Wilhelm I. gegen eine Kompanie ,Lange Kerle' an König August von Sachsen ver­kaufte, ist jetzt in Schloß Moritzburg bei Dresden). L. Fürstliche Logierzimmer mit Gemälden von van Dyck und Pesne. R. u. a. das als Tabakskollegium neu eingerichtete Rauchzimmer mit Thonpfeifen, holländ. Trinkgefäßen u. dgl.; auch Darstellung des Hofnarren Gundling (vgl. S. 128) von Pesne.