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15. Die Stadt Potsdam.
von Dänemark (1709; vgl. 8. 5), schenkte Friedrich Wilhelm I. der Stadt seine Gunst, indem er die Heiligegeistkirche und die Garnisonkirche erbaute, die Neustadt jenseit des Kanales anlegte und Überhaupt eine derartige Bauthätigkeit anregte, daß die Zahl der Häuser von 220 auf 1154, die der Einwohner von 4000 auf 12000 stieg. Bei weitem das meiste verdankt P. indessen Friedrich d. Gr. , der sich hier fast ständig aufhielt. Durch ihn erfolgte nicht nur der Ausbau des Stadtschlosses und der Neubau der Schlösser Sanssouci und Neues Palais sowie die Anlegung des dazu gehörigen Parkes; er ließ auch durch seine Baumeister v. Knobelsdorff, Boumann, v. Gontard, Unger u. a. auf eigene Kosten eine große Anzahl von öffentlichen und Privatgebäuden aufführen und hob die Potsdamer Industrie außer- ordentlich; die von ihm für die Anlagen Potsdams verwandten Gelder werden auf mehr als 40 Mill. Mark berechnet. Nachdem sodann sein Nachfolger das Marmorpalais und den Neuen Garten hinzugefügt hatte, mußte F riedrich Wilhelm III. während der schweren Kriegsjahre, welche die Stadt vorübergehend mancher Kunstschätze beraubten, mehr auf Erhaltung als Erweiterung des Bestehenden bedacht sein; erst späterhin geschah auch durch ihn manches, wie der Anfang des Neubaues der Nikolaikirche, der Bau der Kirche in Nikolskoe und die Verschönerung der Pfaueninsel. Außerdem entstanden für den Kronprinzen und die Prinzen Wilhelm und Karl die Schlösser Charlottenhof, Babelsberg und Glienicke. Den Verschönerungsplan Friedrichs d. Gr. nahm Friedrich Wilhelm IV. wieder auf und führte ihn mit Hülfe von Männern wie Schinkel, Stüler, Persius, Hesse und Lenné in großartigster Weise durch. Von ihm rühren fast alle noch nicht erwähnten Bauwerke und Parkanlagen her, so vor allem die Friedenskirche, die Fontänen in Sanssouci, der Sizilianische, Nordische und Paradiesgarten, die Orangerie, das Belvedere auf dem Pfingstberg, die Kirche in Sakrow.
Die Entstehung der Gewässer bei Potsdam wird auf folgende Weise erklärt. Als von den drei alten Hauptthälern der Mark erst das Baruther Thal existierte, ging die Havel sö. von Potsdam durch den Schwielowsee und weiter durch die Kemnitzer Heide und das Kaniner Luch. Links floß ihr die P anke durch den Griebnitzsee zu (vgl. S. 2); rechts erhielt sie außer kleineren Gewässern (Sakrower See, Jungfernsee) einen starken Zufluß durch das Thal der Wublitz über Wustermark, Kl. Paaren, Werder. Der nach Entstehung des Berliner Thals erfolgende Durchbruch der Nuthe aus dem Baruther Thal nach der Havel hatte nicht bloß zur Folge, daß diese sich rückwärts nach Spandau wandte, sondern auch, wie aus der heutigen Zerrissenheit des Gebietes n. und nw. von Potsdam zu erkennen ist, daß jene sich in der gleichen Richtung einerseits durch die Niederung von Sanssouci und des Neuen Palais bis Ketzin, anderseits durch Jungfern -, Fahrlander- und Schlänitz-See gleichfalls nach Ketzin und dann über Wustermark zum Berliner Thale fortsetzte. Als endlich das Eberswalder Thal totgelegt war und die Havel ihren alten Lauf wiedergefunden hatte, bahnte sie sich vom Schwielowsee an, wo ihr Bett aus dem ersten Stadium bereits zu hoch lag und von bedeutenden Flugsandhäufungen versperrt war, den Weg nach NW., zunächst über Werder und Ketzin in der bereits vorhandenen Rinne.
Vom Bahnhof gelangt man nördl. zu der 1886—88 neu erbauten Langen Brücke, geschmückt mit preuß. Soldatenfiguren aus verschiedenen Zeiten seit dem Gr. Kurfürsten und (ganz am Ende 1.) einer Figur der Havel, sämtlich aus Sandstein von Herter. In den schönen Anlagen w. neben der Brücke wird von der Provinz Brandenburg ein Reiter- denkmal Kaiser Wilhelms I, gleichfalls von Herter, errichtet; der Sockel erhält zwei Reliefs: Einzug Kurfürst