Teil eines Werkes 
1 (1901) Nähere Umgegend Berlins
Entstehung
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15. Die Stadt Potsdam.

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Friedrichs I. in Brandenburg und Kaiser Wilhelms I. erste Waffenthat bei Bar sur Aube.

Südl. von der Langen Brücke liegt die Teltower Vorstadt (S. 120).

Jenseit der Brücke, vor dem Schlosse, steht die sogen. Bittschriftenlinde, unter der sich vormittags diejenigen auf­zustellen pflegten, die Friedrich d. Gr. ein Gesuch über­reichen wollten.

Das kgl. Stadtschloß, 166782 durch de Chieze und Memhard erbaut, 174551 durch Knobelsdorff und Bou- mann umgebaut, umschließt als längliches Viereck einen Hof. Die Südseite, in ihrer jetzigen Gestalt mit der großen Rampe vor dem Mittelrisalit aus der Zeit Friedrichs d. Gr., bildet die Hauptfront, während die Haupteinfahrt von N. her durch das unter Friedrich I. durch de Bodt (1701) ge­schaffene Fortunaportal stattfindet. Das *Innere des Schlosses (Eintr. 10, So. 116, im Winter bis 4 U., für 25 lf.; Kastellan in der nordöstl. Ecke des Hofes) ist besonders wegen der Erinnerungen an Friedrich d. Gr., dessen Zim­mer gleich denen der Königin Luise unverändert geblieben sind, sehr besuchenswert. Gezeigt werden gewöhnlich nur die Zimmer im ersten Stock des Süd- und Westflügels.

Südflügel. Auf der Ostseite die in reichem RoFoko deko­rierten Zimmer Friedrichs d. Gr. mit zahlreichen Gemälden von Watteau, Pesne, Lancret, u. a.; das kgl. Konfidenzzimmer (nach der Humboldtstraße) mit einer Speisetafel, die hinabgelassen werden konnte, so daß die Anwesenheit von Dienern vermieden wurde; Bibliothek und das von ihr durch eine silberne Balustrade getrennte Schlafzimmer; das mit kunstvollen Schnitzereien geschmückte * Arbeits­zimmer (gegenüber der Bittschriftenlinde); Cedernkabinett; Konzert- zimmer mit Notenpult des Königs; Theezimmer mit Bild der Tänzerin Barberina von Pesne. In der Mitte, jenseit des Marschallsaales, der durch zwei Stockwerke reichende, schon vom Gr. Kurfürsten angelegte *Marmorsaal: Plafondgemälde ,Apotheose des Gr. Kurfürsten' von Vanloo; an den Wänden vier große allegorische Gemälde: ,Geburt des Kurprinzen ' und 'Friede von St. Germain' von van Tulden, 'Eroberung Rügens' von Weiland, der ,Gr. Kurfürst als Triumphator' von Leygebe; über drei Thüren vergoldete Bronzereliefs: Schlacht bei Fehrbellin, Belagerung von Stralsund und Landung auf Rügen. Auf der Westseite der Bronzesaal mit ausgezeichneten Rokoko­ornamenten in vergoldeter Bronze von Rambly und Schwitzer: Ge­mälde von Silvestre ,Bündnis Friedrich Wilhelms I. mit August von Polen' und große Standuhr, Geschenk der Pompadour; b laue Parade­kammer, wo die Leichen Friedrich Wilhelms I., Friedrichs II. und Friedrich Wilhelms II. aufgebahrt standen: Tischplatte von ägypt. Granit, Gemälde 'Klosterruine' von Hassenpflug, zwei Marmor­gruppen von F. Wolff; gelbe Paradekammer: ,Christus prophezeit den Untergang Jerusalems' von Begas, 'Pausias und Blumenmädchen' von Klöber und Völker, ,Ossian auf der Harfe spielend' von Gerard, Marmorstatuetten von Möller; in der SW.-Ecke das etruskische Zimmer.

Westflügel. Die russischen Kammern , 1806 von Napoleon be­wohnt: mehrere Abbildungen von Palermo von Rundt, Büste der Königin Luise von Schadow; die alten Papierkammern; die Zimmer Friedrich Wilhelms I., die Kaiser Friedrich als Kronprinz viel benutzte: drei vom König gemalte Bilder und sein Reiterporträt von Camp­hausen ; in den Oranienkammern, früher Zimmer der Kaiserin Friedrich

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