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15. Die Stadt Potsdam.
als Kronprinzessin, alte Gobelintapeten. — Jenseit einer Treppe, die Friedrich Wilhelm I. im Rollstuhl benutzte, wenn er von der Gicht geplagt wurde, die nur selten zugänglichen Zimmer Friedrich Wilhelms III . (im ersten die Fahnen und Standarten der Potsdamer Regimenter) und der Königin Luise mit vielen kleinen Erinnerungen an beide, Soldaten- und Schlachtenbildern u. dgl.
Südl. vom Schloß liegt der Lustgarten mit dem Paradeplatz und den unter Friedrich d. Gr. nach der Havel zu geschaffenen Parkanlagen. In diesen um einen Karpfenteich, der von Knobelsdorff mit einer Neptunsgruppe geschmückt ist, 14 Erzbüsten von Feldherren der Freiheitskriege von Rauch; weiter westl. das B ronzestandbild Friedrich Wilhelms I., der den Lustgarten lediglich als Exerzierplatz benutzte, von Hilgers. Im Frühjahr findet auf dem Platze alljährlich die Parade der Potsdamer Garnison statt. Nach N. begrenzt den Lustgarten außer dem Schloß der mit ihm verbundene M arstall, nach W. das von Knobelsdorff erbaute Regierungsgebäude mit dem Oberpräsidium, an das sich die Kaserne des 1. Garde-Reg. zu Fuß anschließt. Weiter westl. erhebt sich die Garnison- kirche, 1731—32 nach Plänen Gerlachs erbaut (Eintr. 25 Pf.; Küster Kietzstr. 24). In dem Marmorbau, der hinter dem Altar zu ebener Erde die Grabstätte Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs II. birgt, schlossen Friedrich Wilhelm III. und Alexander I. in der Nacht zum 4. Nov. 1805 in Gegenwart der Königin Luise einen Freundschaftsbund; hier weilte auch am 24. Okt. 1806 Napoleon. Über der Gruft ist die im Barockstil reich durchgebildete Kanzel von karrar. Marmor angebracht. Den Hauptschmuck des im übrigen einfachen Innern bilden zu beiden Seiten der Kanzel Trophäen aus den Kriegen des XIX. Jahrh. Der 1735 hinzugefügte Turm (90 m, 365 Stufen) hat ein ausgezeichnetes Glockenspiel (40 Glocken), das zu jeder ganzen und halben Stunde spielt; von oben prächtiger Blick. — Hinter der Garnisonkirche, schon jenseit des Kanals, das große M ilitärwaisenhaus (750 Zöglinge), 1724 von Friedrich Wilhelm I. gestiftet, 1771—78 von Gontard massiv aufgeführt. Weiter die Obelisken des Neustädter Thores; von hier 1. zur Überfahrt nach dem Tornow (S. 121), r. zum Brandenburger Thor S. 118).
Gegenüber der NO.-Ecke des Schlosses, am Anfang des Straßenzuges nach der Glienicker Brücke (Pferdebahn S. 112), steht der sog. Palast Barberini mit stattlicher Fassade, von Friedrich d. Gr. 1772 nach dem Vorbilde gleichen Namens in Rom gebaut, 1850—52 erweitert und in seinen oberen Stockwerken für Kunst- und wissenschaftliche Vereine eingerichtet. Weiter neben der Berliner Strafse: 1., Yorkstraße 10, das Geburtshaus des Generals Y ork v. Warten-