Teil eines Werkes 
1 (1901) Nähere Umgegend Berlins
Entstehung
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16. Die Anlagen um Sanssouci.

Knille, vorzügliche Orgel und Kanzel; in der Sakristei auch Er­innerungen an den Besuch des heiligen Grabes durch den Kaiser. Schon bald hinter der Bahn kann man 1. auf den Reiherberg steigen, der eine treffliche Aussicht nach N. bietet.

Nach Bornim (1 bez, l 1 /* St.). a. Nördl. vom Neuen Palais, sw. vom Belvedere (S. 128) zweigt von der Sanssoucichaussee eine schattige Straße nach N. ab. An ihr nach 8 Min. 1. die kgl. Villa Lindstedt , malerische Gebäudegruppe im italien. Stil von v. Arnim (1860). Dann neben dem prächtigen * Katharinenholz hin, das die Schießstände des 1. Garderegiments und (in der Mitte der Ostseite, nach Bornstedt zu) einen ruhenden Löwen als Monument für die 186671 Gefallenen des Regiments enthält, zuletzt durch das Holz und unterhalb des Panberges (hübsche Spazierwege; Blick nach Golm) zur Nauener Chaussee in Bornim (1 St. von Stat. Wildpark; Rest. Deutscher Kaiser). Schön bewaldet sind auch die w. vom Dorfe nach der Station (S. 181) zu gelegenen Zachelsberge. b. Die Nauener Chaussee (S. 120) geht vom Brandenburger Thore zwischen Sanssouci (1.) und Ruinenberg (r.; auf dieser Seite schattiger Fußweg) zum Nord­ende von Bornstedt (V2 St., vgl. S. 128; Gasth. Petsch), dann am Katharinenholz entlang (hier 1. Fußweg). Unterwegs bei St. 4,8 1. ein hübsches Denkmal zum Andenken an die Herstellung der Chaussee 184044: an einer Wand Reliefbild Friedrich Wilhelms III., darüber bronzener Engel mit Wanderstab.

Nach Paretz ( 3 Va St.), nur z. T. lohnend, bequemer nach Er­öffnung des Bahnhofes Satzkorn (S. 131). Von Bornim (s. oben; 1 St. von Stat. Wildpark} in 50 Min. nach dem jenseit des Nedlitz-Paretzer Kanales (S. 111) liegenden, freundlichen Dorfe Marquardt (Gasth. einfach). Das Gut gehörte dem General von Bischofswerder 1795 bis 1803 und ist seit einigen Jahren im Besitz der Familie Ravené. lm Gutspark an der Wublitz das Grab Bischofswerders sowie die Grotte, in der die Rosenkreuzer zusammenkamen und die auch Friedrich Wilhelm II. einigemale besuchte, um Geisterstimmen zu hören. Weiter auf der Chaussee nach N., hinter (20 Min.) Puhl­manns Obstgarten 1. zur (10 Min.) Fähre über die Wublitz nach Ütz, mit kgl. Sommerhaus auf dem Mühlenberg (Aussicht), und nach Paretz (IV4 St.; Gasth.), dem anmutigen Lieblingsaufenthalt Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise ('Schulze ' und 'Gnädige Frau'), vom Könige auch späterhin viel besucht. Das Gut, 1795 von ihm an­gekauft, gehört seit 1890 dem Prinzen Heinrich. Das Innere des 1796 von Gilli erbauten einfachen Schlosses (Diener im Hof der Neben­gebäude 1.) ist im wesentlichen nicht verändert worden. Die Wohn- räume der kgl. Ehegatten bergen viele Erinnerungen an dieselben, u. a. Kleidungsstücke, Toilettengegenstände, Spielzeug der Kinder, ferner zahlreiche Kupferstiche (bes. aus dem alten Berlin); im Zimmer der Königin Gouachebild von Dähling 'Friedrich Wilhelm III., die Königin Luise und Alexander I. in Memel (1802), im nw. Eckzimmer Abbildung der Truppengattungen beim Regierungsantritt des Königs, von ihm selbst. Den Oberstock bewohnte Friedrich Wilhelm IV. 1848 während der Revolution mehrere Wochen. Im dreiteiligen Park: am Wege nach Ütz japan. Pavillon (Aussicht), darunter Grotte mit Tempelfront (,Gedenke der Abgeschiedenen ' ); am Wege nach Ketzin, n. von einem Borkenhäuschen, die Luisenpforte, aus der die Königin zum letztenmal (20. Mai 1810) den Park verließ (f 19. Juli in Hohen- Zieritz). Das Dorf, dessen Jugend alle zwei Jahre, wie zu Friedrich Wilhelms Zeiten, neu uniformiert wird, ließ derselbe 18005 massiv aufbauen, ebenso die K irche 1797 erneuern. In dem später restau­rierten Innern (Schlüssel beim Kantor) Bild des h. Mauritius von 1539, Bilder von Wach und Schumann, Kasten mit einem Tuch der Königin u. a.; in der kgl. Loge Verklärung der Königin (Glaube, Liebe, Hoffnung, Treue; unten Brennus und Borussia), Thonrelief von Schadow.