14 Vorwort
gerliche Gesellschaft. Auch haben Gruppenbilder wie dieses häufig die Eigenschaft, kopflastig zu sein. Aber die in- tellectual bistory einer Aufklärungsbewegung läßt sich schwerlich anders darstellen. Und wir würden das Selbstverständnis der dargestellten jüdischen Aufklärer mit Sicherheit verfehlen, wenn wir etwas anderes für wichtiger erklärten als ihre Schriften und Argumente in der republi- que des lettres. Das heißt jedoch nicht, daß hier die Werke auch nur eines einzigen der jüdischen Aufklärer in Gänze behandelt würden. Ihre Vielfalt und Vielseitigkeit hätten jeden Rahmen gesprengt. Deshalb wurden nur solche Schriften herangezogen, die auf die Aufklärung der Juden und auf für die Programmatik der Haskala relevante Themen Bezug nehmen.
Die Haskala hat sich von Preußen aus in ganz Europa verbreitet, räumlich erstreckten sich ihre Zentren von London im Westen bis Wilna und Odessa im Osten, von Kopenhagen im Norden bis ins französischsprachige Nordafrika im Süden. Vor allem in Rußland existierte die Haskala mit eigener Ideologie und eigenen Zeitschriften, mit Diskussionsclubs und Lesezirkeln bis etwa 1890, als die europäische Aufklärung und die jüdische Aufklärung von Berlin längst der Vergangenheit angehörten. Da Bücher ebenso wie Ölgemälde einen Rahmen brauchen und nie alles zeigen können, schien es sinnvoll und notwendig, diese Darstellung auf den deutschsprachigen Raum zu beschränken und auf die Haskala in Preußen zu fokussieren, wo die jüdische Aufklärungsbewegung ihren Ursprung nahm, wo ihre Protagonisten sich kannten und wo sie in fruchtbarer Auseinandersetzung vor allem mit der deutschen Aufklärung ihre religiöse und philosophische Prägung erhielt. Das Bild der jüdischen Aufklärung in Prag, in Wien, in Litauen oder Galizien ist ein anderes, hier stehen detaillierte Darstellungen noch weitgehend aus.
Dieses Buch entstand aus Forschungen, Aufsätzen und Vorträgen der vergangenen vier Jahre, besonders einer Vorlesung zur jüdischen Aufklärung und ihren Autoren,