zz Europäische Aufklärung und Haskala
und von englischen Romanen, von der Religionskritik der Lumieres, von der wolffianischen Schulphilosophie und später von Rousseau und Kant beeinflußt. Literatur, Wissenschaften und Philosophie der europäischen Aufklärer wurden innerhalb kurzer Zeit sowohl in der deutschen Spätaufklärung als auch in der Haskala rezipiert und rezensiert. Und diese Kenntnisse sollten nicht nur unter den Juden West- und Mitteleuropas, sondern gerade auch unter denen Osteuropas Verbreitung finden.
Die Haskala als Aufklärungsbewegung begann nach ihrem eigenen Selbstverständnis unter Berliner Juden um Mendelssohn. 16 Sie begann als Selbstaufklärung und bestand im zunächst autodidaktischen Studium nicht-religiöser Wissensstoffe. Nach dem Siebenjährigen Krieg setzte sie sich unter den wohlhabenderen Juden Berlins durch und wurde eine Bewegung, die sich nicht mehr, wie jüdische Gelehrte vergangener Jahrhunderte, damit zufriedengab, daß einzelne Juden sich selbst aufgeklärt hatten, während der Rest des jüdischen Volkes weiterhin in den Banden der Tradition und in Unwissenheit lebte. Aufgeklärte Juden wie Uriel da Costa, Baruch Spinoza und Moses Chajim Luzzatto hatte es im 17. und frühen 18. Jahrhundert in den Niederlanden und in Italien gegeben. Vereinzelt gab es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in Deutschland jüdische Gelehrte, die auf verschiedenen Gebieten Aufklärung forderten und praktizierten: den Hebräisch-Grammatiker Salomo Hanau, den Kaufmann Isaak Wetzlar, den Mathematiker Raphael Levi oder den Arzt Aron Gumpertz, der in Berlin der Sekretär von Mau- pertuis und des Marquis d’Argens war und den jungen Mendelssohn mit Lessing bekannt machte. 17
Aber erst in Berlin und Königsberg, später auch in Breslau, Prag und Wien, formierten sich nach 1770 aufgeklärte Juden zu einer Aufklärungsbewegung. 18 Aus der Aufklärung von einzelnen Juden wurde die jüdische Aufklärung, Haskala, eine Aufklärungsbewegung mit eigener Ideologie, eigenen jüdischen Zeitschriften, Aufklärungsge-