24 Europäische Aufklärung und Haskala
Rabbiner, sondern säkulare jüdische Intellektuelle Geschichte.
Aber es ging der Haskala nicht nur um die Aufklärung der jüdischen Gelehrten, sondern analog zur zeitgenössischen Volksaufklärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 21 auch um eine bessere Schulbildung der jüdischen Kinder und Jugendlichen. Für diese gab es bis dahin nur die religiöse Schul, aber keine profane Schulbildung in allgemeinbildenden Schulen, denn die christlichen Schulen waren den jüdischen Kindern verschlossen. Die wohlhabenden jüdischen Familien engagierten aus diesem Grunde aufgeklärte jüdische Hauslehrer für die Jungen, in manchen Fällen auch für die Mädchen. Aber das konnte die Mehrzahl der Juden sich nicht leisten. Darum gründeten die Maskilim, angefangen mit der Jüdischen Freyschule 1778 in Berlin, 22 jüdische Schulen von Wolfenbüttel bis Wolhynien, um die Schulbildung aller, auch der armen Familien, zu gewährleisten und zu verbessern. Programmatisch waren diese Schulen von Erziehungsidealen Rousseaus und dem Philanthropismus Basedows und Campes geprägt, wurden aber pragmatisch auf die Bedürfnisse der jüdischen Minderheit zugeschnitten. Fast sämtliche Maskilim fristeten zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens als Hauslehrer oder Lehrer an einer jüdischen Schule ihr Dasein. Lehrerberuf und Belehrungseifer charakterisieren die Haskala geradezu. Auch die Pentateuch- Übersetzung Mendelssohns ins Deutsche, gedruckt in hebräischen Lettern mit hebräischen Kommentaren verschiedener Autoren, neben der Freyschule das andere Gemeinschaftsprojekt der Maskilim in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts, hatte erzieherische Absichten. Denn es sollte unkundigen Jüdinnen und Juden das Deutsche als Aufklärungs- und Kultursprache nahebringen. Die Haskala umfaßte sonach sowohl Elemente der Gelehrten- wie der Volksaufklärung.
Bei alledem bleibt ein Unterschied zur europäischen Aufklärung zu nennen: Während die englische, französi-