34 Europäische Aufklärung und Haskala
Drucke der Haskala kaum noch Käufer fanden. 29 Es gelang nie, Hebräisch als Sprache der Frauen und damit als Mutter- und Umgangssprache zu etablieren. Das verhinderte wiederum, daß Hebräisch eine erfolgreiche Literatursprache werden konnte, denn Poeten, die sich einer anderen als ihrer Muttersprache bedienen, und Leser, die dies nachverfolgen können, sind selten. In Osteuropa, wo die religiöse Jugenderziehung die Hebräisch-Kenntnisse des männlichen Publikums förderte, blieb neben dem Deutschen das Hebräische noch jahrzehntelang die Sprache der Maskilim, in Preußen wurde um 1800 Deutsch die Sprache der Maskilim nach innen und außen.
Passiv beherrschten die Maskilim weit mehr Sprachen. Beispielgebend hatte Mendelssohn schon bald nach seiner Ankunft in Berlin 1743 begonnen, Latein und Griechisch zu lernen, er übersetzte Homer und Platon aus dem Griechischen, Rousseau aus dem Französischen ins Deutsche und rezensierte englische Aufklärungsliteratur in deutschen Zeitschriften. 30 Naftali Hartwig Wessely und Isaak Euchel sind in Kopenhagen aufgewachsen und erzogen worden und beherrschten das Dänische, die aus Osteuropa zugewanderten Maskilim wie Isaak Satanow, Salomo Dubno oder Salomon Maimon sprachen Polnisch und Russisch. Es herrschte eine Vielfalt von sprachlichen und kulturellen Prägungen in der Haskala vor allem Berlins.
7) Die Haskala war eine mehrsprachige und multikulturelle Aufklärung. Sie setzte sich - und dies zunächst ganz informell und ohne ordnende Strukturen, Institutionen und Hierarchien - aus Migranten von ganz unterschiedlicher geographischer Herkunft, aber auch von unterschiedlichem Bildungsniveau und sozialer Schicht zusammen. Da mischten sich in Berlin die Söhne von reichen Kaufleuten und Bankiers, von armen, aber gelehrten T ora-Schrei- bern und Rabbinern mit denen von Schankwirten und Kleinhändlern. Im Gegensatz zu den anderen nationalen