Das Verhältnis der Maskilim zum Talmud 83
Rabbinica kenntnisreicher Autor hervorgetreten und als halachisch observant lebender Maskil bekannt war, der für die Vereinbarkeit von Halacha und Bildung eintrat, wurde er aufgrund dieses Traktates heftig attackiert und von einigen traditionalistischen Rabbinern verketzert, das Büchlein wurde auf Veranlassung der ortsansässigen Rabbiner in den angesehenen Gemeinden von Posen, Wilna und Lissa verbrannt. Diese Bücherverbrennung war ein Skandal und der Beginn des handgreiflichen und öffentlichen inner jüdischen Widerstands gegen die Haskala auf breiter Front. Für die Maskilim war sie nicht nur eine ernste Bedrohung, sondern auch ein Rückfall in finsterste Zeiten des Mittelalters, als man Werke des Maimonides verbrannt hatte.
Aber damit nicht genug: In Prag sagte der Rabbiner Eleasar Flekels, der später der Nachfolger des berühmten Jecheskel Landau als Prager Oberrabbiner wurde, 1783 in einer Predigt gegen die Maskilim und in Anspielung auf die rabbinische Auffassung vom Talmud als schützendem Zaun um die Tora: Sie unternähmen es, «den Zaun der talmudischen Weisen zu zerbrechen, sie verachten die Worte der Aggada». 95 Der Rabbiner David Tewel aus dem polnischen Lissa, der für die Verbrennung von Wesselys Schrift gesorgt hatte, sprach in einer Predigt schon 1782 Wessely eine Kenntnis der Tiefen des Talmud und der talmudischen Weisen ab und nennt ihn wiederholt einen dummen und verdorbenen Heuchler und Häretiker. 96 In das gleiche Horn stieß 1783 der Oberrabbiner von Frankfurt am Main, Pinchas Halevi Horowitz, in einer hebräisch gehaltenen Ansprache: «Sie [die wie Wessely an der Pentateuch-Übersetzung und -Kommentierung beteiligten Berliner Maskilim] verwarfen alle Worte der Traditionsliteratur, Gemara und der Midraschim und der hochangesehenen Ausleger der Tora.» 97 Horowitz bezeichnet Wessely als «Sünder und Ketzer», sein Traktat ebenso wie Mendelssohns Pentateuch-Übersetzung seien «Worte der Ketzerei». Und triumphierend gibt Horowitz seiner Be-