Haskala und Kabbala
IZI
Geist des Judentums». Doch so einfach wie bei Friedländer liegen die Dinge beim Thema Haskala und Kabbala nicht. Die Haltungen und Strategien der jüdischen Aufklärer sind weit vielfältiger und differenzierter, als die negativen Urteile von Graetz und Friedländer vermuten lassen. Und sie sind keineswegs nur schroff ablehnend oder destruktiv.
Diese These soll hier an fünf prominenten Beispielen vorgeführt werden: an Jacob Emden, Moses Mendelssohn, Isaak Satanow, Salomon Maimon und Ephraim Joseph Hirschfeld. Obwohl kritische Äußerungen über die Kabbala bei den jüdischen Aufklärern überwiegen, fallen die Urteile nicht auf die Ebene der platten Verbalinjurie hinab wie bei manchen Vertretern der Wissenschaft des Judentums im 19. Jahrhundert. Daneben gibt es jedoch unter den jüdischen Aufklärern eben auch Anhänger der Kabbala. Und selbst in der Wissenschaft des Judentums im 19. Jahrhundert ist insgesamt die Ablehnung der Kabbala nicht so eindeutig und krass, wie Gershom Scholem uns glauben machen möchte, 171 der die Kabbala rehabilitiert und mit ihrer Erforschung die wohl größte Pionierleistung der Wissenschaft des Judentums im 20. Jahrhundert vollbracht hat. Erinnert sei nur an die Bücher von Adolphe Franck, Adolf Jellinek oder David Joel aus dem 19. Jahrhundert, welche die Kabbala keineswegs abwerten oder gar verdammen. 172
Die schwankende Haltung der Wissenschaft des Judentums zur Kabbala ist vom Erbe der Haskala beeinflußt. Erst die insgesamt kritische Haltung der Maskilim des 18. Jahrhunderts zur Kabbala ermöglichte im 19. Jahrhundert deren historisch-kritische, wissenschaftliche Erforschung. Das ist ein Stück Wissenschaftsgeschichte, welches deshalb Erwähnung verdient, weil die Kenntnis der Wissenschaftsgeschichte die Genese von Wissenschaftsklischees wie dem der strikten Ablehnung der Kabbala durch die jüdischen Aufklärer einsichtig macht und sie zu durchschauen hilft. Das Verhältnis der Haskala zur Kabbala