Glossar 273
rungen, Auslegungen und an der Verschriftlichung des Talmud beteiligt waren und dort auch genannt werden.
Rabbiner, Leiter einer jüdischen Gemeinde oder Gruppe mit Aufgaben als Lehrer, als Richter in allen religionsgesetzlichen, aber auch zivilen Streitfällen, als Schriftausleger und Prediger. Das Amt des Rabbiners entstand im Mittelalter.
Sabbatianismus, die von dem selbsternannten Messias Sabbatai Zwi (1626-1676) und seinem Propheten Nathan von Gaza hervorgerufene messianische Bewegung. Der Sabbatianismus erschütterte die gesamte jüdische Welt von Nordafrika über Amsterdam und Hamburg bis nach Polen. Er bewegte in vielen Gemeinden jüdische Familien zur sofortigen Auswanderung nach Palästina. Trotz des erzwungenen Übertritts Sabbatai Zwis zum Islam hielten sabbatianische Gruppen und Rabbiner auch noch lange nach dessen Tod in der Türkei, in Polen und Italien, aber auch in Amsterdam und Altona am Glauben an dessen Messianität fest und wurden deshalb in vielen Gemeinden gebannt und bekämpft.
Schulchan Aruch (wörtl. «gedeckter Tisch»), Kompendium aller halachischen Gebote in vier Bänden von Joseph Karo, entstanden nach 1540 in Safed.
Sohar (wörtl. «Buch des Glanzes»), Hauptwerk der mittelalterlichen Kabbala, zum großen Teil von dem Mystiker Mosche de Leon (gest. 1305) ab 1275 in Kastilien verfaßt, nach 1290 abgeschlossen und als Manuskript verbreitet, Erstdruck 1559 in Cremona. Das Werk ist pseudepigraphisch unter dem Namen des Schimon bar Jochai (2. Jh.) geschrieben. Nach Aufbau und Anspruch ist es eine esoterische, spekulative Ausdeutung der fünf Bücher, der Tora, die aber weit in Spekulationen zur Kosmologie und Weisheitslehre ausgreift.
Stetl (pl. Stetlach), jiddische Bezeichnung für eine kleine Stadt oder Ortschaft in Osteuropa, die sich durch eine geschlossene jüdische Ansiedlung und nur von Juden bewohnte Viertel auszeichnet oder gar mehrheitlich von Juden bewohnt wird, so daß Juden das öffentliche Leben dominieren.
Talmud, umfassendes Sammelwerk mit den Ausführungen, Kommentaren und Diskussionen der Rabbinen zu allen, auch den alltäglichsten religiösen Fragen im Judentum. Der Talmud entstand zwischen dem 1. und 6.Jh. in Palästina und Babylonien, der sog. Palästinische oder Jerusalemer Talmud wurde im 5. Jh., der umfangreichere Babylonische Talmud im 6.Jh. abgeschlossen. Er setzt sich aus den 6 Ordnungen und 63