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Psychopathologie des Fin de siècle : der Kulturkritiker, Arzt und Zionist Max Nordau / Christoph Schulte
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Simcha Südfeld

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Meine Mutter hatte nur einen recht kurzen Stammbaum auf­zuweisen. Sie hies Sarah Rosalie Nelkin und war 1812 in Riga geboren. Ihr Vater wurde häufig beim Spitznamen »Der Preuss, höflicher Reb Itzig Preuss« genannt. Meine Mutter zog früh mit den Eltern nach Wilna. Sie ging nachher als Lehrerin nach War­schau und nach Krakau und gelangte später nach Pest, wo sie in 1845 von meinem Vater, der dort als Witwer mit vier Kindern lebte, geheiratet wurde. Ich bin am 29. Juli 1849 in Pest, meine Schwester am 13. Juli 1851 geboren. Meine Mutter ging mit mir und meiner Schwester zuerst von Mai 1876 bis November 1878 nach Paris]] und nach einer kurzen Rückkehr nach Budapest übersiedelten wir endgültig in 1880 nach Parisf,] wo die Mutter im Jahre 1900 starb.

Mein Vater Gabriel Südfeld wurde in 1799 in Krotoschin, Posen, geboren und ist in 1872 in Pest gestorben. Er hatte drei Brüder und eine Schwester. Mein Großvater Oser wurde 1758 in Krotoschin geboren, hat später in Breslau gelebt und ist 1832 in Folge der dortigen Cholera[-]Epidemie gestorben.

Der Name Südfeld wurde von einem Vorwerk bei Krotoschin von meinem Urgroßvater Simcha erworben. Die preussische Re­gierung befahl damals den Juden]] Familiennamen anzuneh- menf,] und zwar die Familienväter jeder Familie verschiedene Namen. Bis dahin hatte man nur einen »Rabbi Simcha ben Mosche« gekannt. Der älteste Sohn wurde Wiener benannt, weil man die Familie gewöhnlich »die Wiener « nannte.

Simcha wurde in 1719, sein Vater Mosche in 1686 geboren. [Die Daten sind mir nicht bekannt.] Mosches Vater Rabbi Jossef über­siedelte [im Jahre 1681] nach Krotoschin. Er wurde gewöhnlich mit dem Namen, >Minha geruschem de Viena<, >einer der Verjag­ten von Wien< achtungsvoll erinnert. Rabbi Jossef war einer der ausgewiesenen Juden]] die Leopold II]], seiner spanischen Gat­tinzu Liebe, aus dem Lande verbannte]]

Rabbi Jossef war aus Saloniki von der Wiener Jeschiba eingela­den worden. Nach der Ausweisung im Jahre 1681 wurde er von einem [seiner] der Professoren, Rabbi Auerbach nach Posen [empfohlen] mitgenommen und etwa zwei Jahre später wurde er als Sekretär der Gemeinde von Krotoschin angestellt. Rabbi Jossefs ältester Sohn, Rabbi Mosche wurde [den Gebräuchen