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Psychopathologie des Fin de siècle : der Kulturkritiker, Arzt und Zionist Max Nordau / Christoph Schulte
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Weltkrieg

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nötige Einreiseerlaubnis der britischen Regierung wollen sie besor­gen. Aber Nordau nimmt nicht teil: Er hat keine Einreiseerlaubnis nach Frankreich und auch keine nach London erhalten. Nur seine Frau konnte zwischenzeitlich nach Paris fahren, um in der Rue Hen- ner nach dem Rechten zu sehen. 76 Das Aktionskomitee bemüht sich weiter um eine Einreiseerlaubnis für Nordau nach England, gratu­liert zum 70. Geburtstag, den Nordau mit der Familie in Granada begeht. Nordau will auch wirklich nach London kommen, braucht aber eine Einreiseerlaubnis nach England und will wenigstens eine Durchreiseerlaubnis für Frankreich , wenn er schon eine Aufent­haltsgenehmigung für Frankreich nicht bekommt. Nordau fiebert dem Visum entgegen, hat seine Wohnung in Madrid aufgegeben und wohnt ab August 1919 schon in San Sebastian , an der französischen Grenze. Um die Ermöglichung seiner Reise kümmert sich das Cen­tral Zionist Office über diplomatische Kanäle. Aber er hat keinen Paß der neu ausgerufenen ungarischen Republik, und dieser Um­stand erschwert alle Bemühungen. 77 Erst im Dezember ist es soweit: Er bekommt eine Durchreisegenehmigung vom Quai dOrsay, darf die Nacht vom 10. zum 11. Dezember unter polizeilicher Bewachung in der Rue Henner verbringen und reist am folgenden Morgen nach London weiter, wo er ein vorläufiges Aufenthaltsrecht hat, während seine Frau und Tochter in Paris wohnen bleiben.

In London erhält Nordau im Central Zionist Office ein eigenes Büro und empfängt dort viele Besucher, aber die eigentliche Politik der zionistischen Bewegung machen längst andere. Gegen alle di­plomatische Vorsicht fordert Nordau immer wieder, die britische Regierung solle die sofortige Einwanderung von einer halben Mil­lion Juden nach Palästina gestatten, der dann sehr bald weitere Mil­lionen folgen sollten. 78 In einer Rede vor dem Greater Actions

76 Telegramm Yahuda - Aktionskomitee, Madrid , 1.2.1919, ZZAZ4/108/43.

77 Brief Samuel Landman - Nordau, 20.11.1919, ZZA Z4/108/43. Landman schreibt an Nordau überdie Schwierigkeit im Foreign Office wegen »further de- tails as to your nationality, or rather, lack of nationality«. Anna Nordaus Erinne­rungen bleiben in diesem Punkt ganz vage, und wir wissen deshalb nicht, ob Nordau seinen alten ungarischen Paß abgegeben hatte oder ob dieser nach Ende der Donau-Monarchie einfach nicht mehr galt.

78 Vgl. Evyatar Friesei, Les demieres activites sionistes de Nordau, in: Del­phine Bechtel, Dominique Bourel , Jacques Le Rider (Hg.), Max Nordau