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Psychopathologie des Fin de siècle : der Kulturkritiker, Arzt und Zionist Max Nordau / Christoph Schulte
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Wien, Paris, Madrid, London, Paris

liehe Intervention bei der französischen Regierung für Nordau eine Aufenthaltsgenehmigung in Frankreich erwirkt. Nordau kann nach Paris in die Rue Henner zurückkehren.

Am 2. Dezember erleidet er dort einen Schlaganfall, von dem er sich nie wieder ganz erholt. Eine mit der William B. Feakins, Inc. Transcontinental Lecture Tours geplante Vortragsreise von Ja­nuar bis April 1921 in den USA, die vom Rabbiner Stephen S. Wise unterstützt und mit 20000$ Garantiesumme dotiert werden sollte, scheitert. 81 Sie hätte die finanziellen Nöte Nordaus beheben kön­nen und ihm sogar die nun geplante Übersiedlung und den Lebens­abend in Palästina ermöglicht. Sogar die Handzettel und das Brief­papier für die Reise sind gedruckt, aber Nordau kann nicht mehr reisen, ja, kaum noch schreiben. Einen Vorschlag der South Afri- can Zionist Federation, aus ihrem Fonds Nordau in Palästina einen Wohnsitz zu bauen, muß er zu seinem Bedauern ablehnen, obwohl er, wie er schreibt, gern unter den Palmbäumen von Erez Israel gelebt hätte und gestorben wäre. 82 Auch zum Zionistenkon­greß nach Karlsbad im Herbst 1921 kann Nordau, wie er Weizmann mitteilt, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kommen: »Be- sides, even if I were in a good state of health, of what use would be my presence at the Congress where every decision will be against my line of conduct?« 83

In seinen beiden letzten Lebensjahren ist Nordau praktisch ar­beitsunfähig, sie vergehen im vergeblichen Streit mit den Behörden um die Rückgabe seines im Krieg konfiszierten Eigentums. Bücher und Möbel müssen verkauft werden, da das Einkommen nicht mehr ausreicht. Nachdem sich sein Herzleiden verschlimmert hat, stirbt Nordau am 22. Januar 1923 um 13 Uhr im Kreis seiner Familie. Maxa Nordau hat ihn auf dem Totenbett gemalt und photogra­phiert. Am 25. Januar wird er in Paris begraben, dann im April 1926 exhumiert und nach einer feierlichen Abschiedszeremonie auf dem Gare de Lyon am 23. April per Eisenbahn und Schiff über Marseille und Alexandria nach Jaffa überführt. Seine letzte Ruhestätte ist ein prunkvolles, steinernes Grabgebäude neben dem Grab seines

81 Briefe in: ZZAA 119/119.

82 Brief Nordau - Landman, Paris, 27.5.1921, ZZA Z4/108/43.

83 Brief Nordau-Weizmann, Villerssur Mer, 15.8.1921, ZZAZ4/108/43.