8 Blatt Rüdersdorf
‚und besaß nicht den vollen Lebensreichtum des damaligen Ozeans, den wir aus den gleichaltrigen Alpengesteinen kennen. Genannt seien aus dem Rüdersdorfer Schaumkalk die Koralle T’hamnastraea silesiici Beyr., die Seelilie Enecrinus Carnalli Beyr., der Schlangenstern Ophioderma Hauchecornei Kick, der schöne Seeigel Cidaris grandaeva Goldf., die zuweilen ganze versteinerte Schalenbänke bildende Armfüßermuschel Terebratula vulgaris Schl., die Schnecken Omphaloptycha gregaria Schl., Undularia scalata Schl. und Worthenia Hausmanni Goldf., die Auster Ostrea decemcostata Mstr., die Kammuscheln Pecten diseites Schl. und P. Schroeteri Gbl., die unsrer‘ heutigen so ähnliche Miesmuschel Mytilus eduliformis Schl., die fremderen Muschelarten Gervilleia mytiloides Schl., Anoplophora musculoides Schl., Myophoria laevigata Schl. sp., M. ovata Goldf., M. vulgaris Schl. und M. elegans Schl. Ferner aus der Ammonitensippe Balatonites Ottonis Buch, Ceratites antecedens Beyr. und Ptychites dux Gbl. sowie die als Rhyncholites avirostris Schl. bezeichneten Nautilus-Kiefer. Nicht selten sind die Zähne des Raubfisches Acrodus und des friedlicheren Tholodus, sowie Wirbel, Gliedknochen und Zähne der Meerechsen Nothosaurus und Placodus.
Kigentümliche und besonders im Schaumkalk häufige Gebilde sind die»Stylolithen«(Säulensteine), kurze, gestreifte, säulenartige Gebilde, die oft zwei Schichten miteinander vernieten. Man ‚erklärt sie als Preßgebilde, zersprungene"Teile, einer härteren Schicht, die in eine weniger harte hineingetrieben sind, doch ist diese Erklärung umstritten. Mineralogisch interessant sind die auch in der Schaumkalkstufe vorkommenden Cölestindrusen und Nester von Binarkies, dessen Anwesenheit in Anbetracht der feinen bläulichen Tönung gewisser unverwitterter Schichten durch ein wenig Schwefeleisen nicht wunder nimmt.
Über der Schaumkalkstufe liegen, im obersten Teil der Nordwand des Tiefbaus gut aufgeschlossen, die 7—9 m mächtigen Schichten mit Myophoria orbicularis(mu2ß). Es sind etwas tonigere, dichtere, schwach dolomitische und daher weder zum Brennen noch zur Zementbereitung taugliche Kalke(»tauber Kalkstein«) von vorherrschend dünnplattigem Gefüge; dünne Mergelschichten sind zwischen sie gelagert. Sie heben sich in ihrer Gesteinsart scharf vom Schaumkalk ab und enthalten eine viel dürftigere Fauna, die auch einige neue, im Mittleren Muschelkalk fortlebende Arten aufweist, so daß E. Picard geneigt ist, sie dem letzteren zuzurechnen. Das Hauptfossil ist Myophoria.orbicularis Br.; interessant ist Nautilus dolomiticus Quenst. Die Orbicularis-Schichten haben besonders viele Überreste von Meeresechsen ‚geliefert, nämlich XNothosaurus Oldenburgi Schroed., N. procerus Schroed. und N. Raabi Schroed., von welch letzterem sich ein vollständiges Skelett in der Geologischen Landesanstalt befindet.
b) Der Mittlere Muschelkalk(mm)
Die Orbicularis-Schichten zeigen eine Verarmung der Fauna des
Muschelkalkmeeres‘ an, die sich im Mittleren Muschelkalk fortsetzt
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