Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 45, Blatt 33 [Neue Nr. 3548] (1922) Rüdersdorf / Unter benutzung der Eck'schen und Orth'schen Aufnahmen im N. O.-Viertel geognostisch und agronomisch aufgenommen und revidirt durch F. Wahnschaffe und E. Zimmermann
Entstehung
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8 Blatt Rüdersdorf

‚und besaß nicht den vollen Lebensreichtum des damaligen Ozeans, den wir aus den gleichaltrigen Alpengesteinen kennen. Genannt seien aus dem Rüdersdorfer Schaumkalk die Koralle Thamnastraea silesiici Beyr., die Seelilie Enecrinus Carnalli Beyr., der Schlangenstern Ophio­derma Hauchecornei Kick, der schöne Seeigel Cidaris grandaeva Goldf., die zuweilen ganze versteinerte Schalenbänke bildende Armfüßer­muschel Terebratula vulgaris Schl., die Schnecken Omphaloptycha gregaria Schl., Undularia scalata Schl. und Worthenia Hausmanni Goldf., die Auster Ostrea decemcostata Mstr., die Kammuscheln Pecten diseites Schl. und P. Schroeteri Gbl., die unsrer heutigen so ähnliche Miesmuschel Mytilus eduliformis Schl., die fremderen Muschelarten Gervilleia mytiloides Schl., Anoplophora musculoides Schl., Myophoria laevigata Schl. sp., M. ovata Goldf., M. vulgaris Schl. und M. elegans Schl. Ferner aus der Ammonitensippe Balatonites Ottonis Buch, Cera­tites antecedens Beyr. und Ptychites dux Gbl. sowie die als Rhyn­cholites avirostris Schl. bezeichneten Nautilus-Kiefer. Nicht selten sind die Zähne des Raubfisches Acrodus und des friedlicheren Tholodus, sowie Wirbel, Gliedknochen und Zähne der Meerechsen Nothosaurus und Placodus.

Kigentümliche und besonders im Schaumkalk häufige Gebilde sind die»Stylolithen«(Säulensteine), kurze, gestreifte, säulenartige Gebilde, die oft zwei Schichten miteinander vernieten. Man ‚erklärt sie als Preßgebilde, zersprungene"Teile, einer härteren Schicht, die in eine weniger harte hineingetrieben sind, doch ist diese Erklärung umstritten. Mineralogisch interessant sind die auch in der Schaum­kalkstufe vorkommenden Cölestindrusen und Nester von Binarkies, dessen Anwesenheit in Anbetracht der feinen bläulichen Tönung ge­wisser unverwitterter Schichten durch ein wenig Schwefeleisen nicht wunder nimmt.

Über der Schaumkalkstufe liegen, im obersten Teil der Nordwand des Tiefbaus gut aufgeschlossen, die 79 m mächtigen Schichten mit Myophoria orbicularis(mu2ß). Es sind etwas tonigere, dichtere, schwach dolomitische und daher weder zum Brennen noch zur Zementbereitung taugliche Kalke(»tauber Kalkstein«) von vor­herrschend dünnplattigem Gefüge; dünne Mergelschichten sind zwi­schen sie gelagert. Sie heben sich in ihrer Gesteinsart scharf vom Schaumkalk ab und enthalten eine viel dürftigere Fauna, die auch einige neue, im Mittleren Muschelkalk fortlebende Arten aufweist, so daß E. Picard geneigt ist, sie dem letzteren zuzurechnen. Das Hauptfossil ist Myophoria.orbicularis Br.; interessant ist Nautilus dolo­miticus Quenst. Die Orbicularis-Schichten haben besonders viele Über­reste von Meeresechsen ‚geliefert, nämlich XNothosaurus Oldenburgi Schroed., N. procerus Schroed. und N. Raabi Schroed., von welch letz­terem sich ein vollständiges Skelett in der Geologischen Landesanstalt befindet.

b) Der Mittlere Muschelkalk(mm)

Die Orbicularis-Schichten zeigen eine Verarmung der Fauna des

Muschelkalkmeeres an, die sich im Mittleren Muschelkalk fortsetzt

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