Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 45, Blatt 33 [Neue Nr. 3548] (1922) Rüdersdorf / Unter benutzung der Eck'schen und Orth'schen Aufnahmen im N. O.-Viertel geognostisch und agronomisch aufgenommen und revidirt durch F. Wahnschaffe und E. Zimmermann
Entstehung
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Das Diluvium 11

Einc Scholle von Septarienton ist einmal im Geschiebemergel des Alvenslebenbruches beobachtet. Daß der eiszeitliche Gletscher auch mitteloligocänen»Stettiner Sand« an unbekannter Stelle gestreift hat, beweisen verschleppte, fossilführendeSandsteinkonkretionen aus diesem(z.B. im KEichberg bei Woltersdorf).

2. Das Diluvium

Rüdersdorf hat noch eine besondere geologische Berühmtheit da­durch erlangt, daß von den Gletscherschrammen auf seinem Muschelkalk die Erkenntnis der diluvialen Eisbedeckung Norddeutsch­lands ausgegangen ist. Die erste richtige Deutung der Gletscher­schrammen gab v. Helmersen im Jahre 1867; aber erst durch den schwedischen Geologen Torell wurde 1875 gegen den Widerspruch der herrschenden Schule diese Deutung nach Beweisführung an Ort und Stelle durchgesetzt und befestigt. Der Torell-Gedenkstein auf dem Weinberg erinnert an dies Ereignis. Daimes fand dann 1879 die durch Wasserfälle von Schmelzbächen am Grunde von HEisspalten ausgebohrten»Riesentöpfe« oder»Strudellöcher« im Muschelkalk, von denen bei der Abräumung des Geschiebemergels eine ganze An­zahl ans Licht gekommen, aber alsbald dem Abbau verfallen ist.(Ein paar schlecht erhaltene werden z. Zt. noch am Redenbruch und am Ostende des Alvensleben-Bruches gezeigt.) Großartig war die von einem wilden Schmelzwasserbach ausgehöhlte Klamm unter dem »Tiefen Tal« nahe dem Ostende des Alvenslebenbruches, die F. Wahn­schaffe 1898 beschrieben hat(vergl. die Beschreibung und Abbil­dung in der III. Auflage dieser Erläuterungen). Sie war in der Rich­tung von Norden, nach Süden 18,5 m tief und 2025m breit in den Schaumkalk eingegraben; ihr Boden war uneben und zeigte eine Quer­barre sowie mehrere Strudellöcher, in denen noch große, brotför­mige Wirbelsteine gefunden wurden. Leider ist auch dieses Natur­denkmal abgebaut. Wahnschaffe hat auch die eigenartigen Zu­sammenstauchungen des Verwitterungsschuttes und der gelocker­ten Oberschichten des Muschelkalkes bekannt gegeben, die zweifellos durch das langsam, mit ungeheurem Gewicht sich fortschiebende In­landeis hervorgerufen sind. Seitdem die Brüche nur noch vertieft, aber seitwärts kaum noch erweitert werden, sind die schönen Glazial­erscheinungen. in und unter der Moränendecke nicht mehr in neuen Aufschlüssen zu beobachten, und die Überreste von Sehenswürdigkeiten dieser Art verfallen unaufhaltsam.

Bei seinen genauen Messungen der Gletscherschrammen stellte Wahnschaffe ein älteres, vielfach verwischtes System von NNW SSO-Richtung fest, das von einem gut erhaltenen, jüngeren und daher vorherrschenden System fast ostwestlicher Richtung. schräg überquert wird. Jenes bezog er auf die ältere(vorleizte), dieses auf die jüngste Vergletscherung. Heutzutage wird man die beiden Systeme vielleicht nur verschiedenen Phasen der letzten Vergletscherung zuweisen; aber daß es gleichwohl in unserem Blattgebiet zwei verschiedene, ja sogar drei Vergletscherungen gegeben hat, wird durch andere Erschei­