Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 45, Blatt 33 [Neue Nr. 3548] (1922) Rüdersdorf / Unter benutzung der Eck'schen und Orth'schen Aufnahmen im N. O.-Viertel geognostisch und agronomisch aufgenommen und revidirt durch F. Wahnschaffe und E. Zimmermann
Entstehung
Seite
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18"Blatt Rüdersdorf

3. Bergwirtschaftliches

Die Grundlage der Rüdersdorfer Kalkindustrie bilden die Staat­lichen Werke,«die von der Staatl. Berginspektion geleitet werden, Sie bestehen aus den Steinbrüchen und den Kalköfen(ein fünfflüge­liger Ringofen mit einer Leistung von 200t in 24 Stunden, sowie 14 sog. Rüdersdorfer Schachtöfen). Daneben hat sich eine}edeutende . private Zementindustrie(z. Zt. 3 große Fabriken) und Kalksandstein­industrie angesiedelt. Die Zementfabriken erzeugten 1922 zusammen rund 2,8 Millionen Faß Zement. Sie verarbeiten hauptsächlich Wellen­kalk aus dem Alvenslebenbruch und demnächst auch dem Redenbruch sowie die großen Halden, die sich im Laufe der Jahrzehnte an der Südseite des Cremer-Sees, am Krienbruch und an der Nordseite des Alvenslebenbruches aufgehäuft haben.

Die Staatlichen Werke bilden mit der Stadt Berlin eine Sozietät in der Weise, daß Berlin zu etwa einem Sechstel an den Ausgaben und am Ertrage beteiligt ist. Die Gewinnung der rohen Kalksteine geschieht auf der Seite des Schaumkalkes durch den sog.»Bruchsturz­betrieb«. Die Felswand wird an ihrem Grunde durch ein System kurzer Stollen und Querstrecken in mächtige Pfeiler aufgelöst, die von Zeit zu Zeit auf einmal weggesprengt werden und die ganze Wand über sich zum Einsturz bringen. Dabei stürzen Massen bis zu 40000 cbm herein, die nach und nach zerkleinert, sortiert und fortgeräumt werden. Der Wellenkalk an der Südseite der Brüche wird dagegen wegen seiner gleichartigen, keine Sortierung erfordernden Beschaffenheit durch den sog. Rollochbetrieb gewonnen, d.h. in Trichterform um kleine Schächte (Rollöcher) herum, die unten auf Siollen und Strecken ausmünden, so daß die Gesteinsmassen dort unmittelbar in Förderwagen abgezogen werden können.

Man sortiert die Gesteine der Schaumkalkzone in

1. Kalkbausteine(Werkstücke, große und gewöhnliche Bausteine), d.h. lagerhafte Steine für Fundamente und Verblendungen,

2. Kalkbrennsteine von 18 cdm Größe, die nicht lagerhaft(eben­flächig) sind,

3. kleinere Steinsorten für die Zementfabriken, Gießereien und Hütten, Zucker- und Papierfabriken.

Von der früheren Steinwäscherei sind z. Zt. noch Reste der Kalk­steinschlämme vorhanden, die bei den Ofenkachelfabriken als Zusatz zum Ton begehrt sind.|

Die Hauptgewinnung richtet sich gegenwärtig auf Brennsteine. Der gebrannte Kalk dient hauptsächlich zur Mörtelbereitung, wenig dagegen für Düngezwecke. Er geht viel in die nördlichen und öst­lichen Tieflandsgegenden, besonders nach Mecklenburg und Pommern. Der Absatz nach Berlin hat sich je nach den Zeiten geändert. Der dortige Markt hat seinen Bedarf in neueren Zeiten weniger aus Rüders­dorf, als aus Schlesien und dem Harze gedeckt, wo es Kalke gibt, die den an und für sich recht guten Rüdersdorfer an Reinheit und Ergiebig­