Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 45, Blatt 47 [Neue Nr. 3750] (1927) Herzberg / bearb. durch C. Gagel ..
Entstehung
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Alluvium s 19

Das Alluvium

Zum Alluvium rechnet man alle die Gebilde, die nach dem Rück­zuge des diluvialen Inlandeises aus Norddeutschland entstanden sind und deren Weiterbildung oder Neubildung. jetzt noch stattfinden. Dahin- gehören vor allem die Ablagerungen abgestorbener und. zer­setzter Pflanzenstoffe, die verschiedenen Torfbildungen, die in den Tälern und abflußlosen Vertiefungen der Hochfläche sich vorfinden und einen Teil der Seen mehr oder minder ausgefüllt haben.

Der Torf(at) kann im allgemeinen nur unter Wasserbedeckung entstehen, die den freien Zutritt und damit die vollständige Zersetzung der abgestorbenen Pflanzen verhindert. Er findet sich deshalb außer in den abflußlosen Vertiefungen der Grundmoränenlandschaft, wo die Niederschläge sich auf dem schwerdurchlässigen Untergrund_an­sammeln, auch in den Vertiefungen der Sandgebiete, die unter den allgemeinen Grundwasserstand herunterreichen. Je nach der Pflanzen­welt, die sich nun an diesen Stellen ansiedelt, und der mehr oder minder stark vorgeschrittenen Zersetzung der Pflanzen entstehen nun die verschiedenen Torfarten: von dem hellen, kaum Spuren der Zer­setzung aufweisenden Moostorf, der nur aus gebleichten, ganz lockeren Moos-(Sphagnum-) stengeln besteht, finden sich alle Über­gänge bis zu dem dunkelbraunen und schwarzen Brenntorf und dem ganz strukturlosen Lebertorf. An der Zusammensetzung des gewöhnlichen Brenntorfs sind beteiligt außer den verschiedenen Arten von. Torfmoosen, Riedgräsern, Wollgräsern, Schilfen und Beeren­kräutern oft noch die Überbleibsel. von Kiefern und Birken, die auf dem Moore wuchsen, und von denen man sehr häufig die Wurzeln und ganze Stämme im Moore findet. Die Mächtigkeit des Torfes ist sehr verschieden, je nach der Tiefe der ursprünglichen Wasseran­sammlung; sie steht demnach in gar keinem Verhältnis zu der Größe der Torffläche. Oft liegt der Torf in sehr geringer Mächtigkeit über größeren Sandflächen.

Im Untergrunde besonders der größeren Torfbrüche findet man oft eine eigentümliche braune bis grünbraune oder grünliche, schmierige Masse, die zum Teil das ist, was landläufig als Lebertorf bezeichnet wird und aus Resten einer mikroskopischen Flora, Algen usw., und Fauna, Schalenkrebschen usw., sowie aus den Ausleerungen der letz­teren besteht, zum Teil auch noch außer diesen Bestandteilen mehr oder minder reichliche Beimengungen von tonigen und humosen Massen enthält und dann ungefähr dem entspricht, was die schwedischen Geologen Gyttja nennen, und was neuerdings bei uns als Faulschlamm (Sapropel) bezeichnet wird. Im Südosten des Scharmützelsees, nörd­lich der Glienicker Chaussee liegt auf den Talsanden, die hier noch eine zweite, schwach angedeutete tiefere Terrasse bilden, ein typisches Gehängemoor, das dadurch entstanden ist, daß die erheblichen Grund­wassermengen der mächtigen hochgelegenen Endmoränensande sich hier über dem im Untergrunde vorhandenen Geschiebemergel stauen und an die Oberfläche treten.

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