46 Blatt Weißwasser
sich in einem verstärkten Anbau von Roggen zum Strohverkauf ausprägt. Hinzu kommt, daß ein starker Anbau von Winterung auf den meist stark. unkrautwüchsigen Böden wichtig ist. Die Auswinterungsgefahr ist zudem bei dem hohen Grundwasserstand meist recht gering.
In früheren Zeiten litt sogar die Gegend unter zu hoher Feuchtigkeit, und dies ist der. Grund, weswegen man jetzt noch vielfach in kleinen Betrieben die von alters her überkommene Beetkultur findet. Die Großbetriebe sind meist dräniert, die. Kleinbetriebe weniger. Trotz Dränage war es immerhin nicht möglich, auf den unbedingten Grünlandflächen der Neißeniederung- zufriedenstellende Wiesen zu erzielen. Diese Flächen leiden noch jetzt unter Luftmangel und Versäuerung, so. daß die Wiesen der Höhenböden sowohl nach Qualität als nach Quantität des Heues günstiger sind.
Die verhältnismäßig starke Industrialisierung der Gegend mit ihren hohen. Anforderungen an Arbeitskräften ist der Grund, weswegen der Kleinbesitz häufig noch ziemlich. primitive Wirtschaftsformen zeigt. Charakteristisch ist, daß Buchweizen in diesen Betrieben häufig auf guten Böden der Neißeniederung noch angebaut wird. Andererseits ist die Viehhaltung(5 bis 6 Stück, Vieh auf 15 bis 20 Morgen) so stark, daß die Äcker jedes Jahr Stallmist bekommen, Das Vieh ist aber bei reiner Stallhaltung klein und schwach.. Vielfach wird noch Spörgel als Futterpflanze gebaut.
Die Industrie im Gebiete der Lieferung hat ferner zur Folge, daß landwirtschaftliche Arbeitskräfte schwer zu bekommen‘sind, und andererseits erfordert in Betrieben, die durch Braunkohlentagebauten in Mitleidenschaft. gezogen sind, z:. B. das Aufforsten von Grubengelände, Erdbewegungen und die Wirtschaftserschwerung ‚überhaupt die Beschäftigung von mehr Arbeitern pro ha als auf gleichen Böden ohne diese Erschwerungen sonst nötig wären. Auf 4 bis 5 ha kommt in dieser Gegend schon ein Arbeiter.
Die Industrialisierung bedingt natürlich eine relativ hohe Bevölkerungsdichte und damit gute Absatzverhältnisse. Auf Stroh für die Glashütten wurde schon hingewiesen, allerdings hat der hohe Strohbedarf dieser Betriebe wiederum seine ungünstigen. Folgen im Forstbetrieb, da vielfach alles Stroh verkauft und die nötige Streu aus dem Walde geholt wird, was natürlich zu einer Verhagerung der forstlichen Böden führt. Die Absatzverhältnisse für Kartoffeln sind entsprechend. günstig, jedoch nur für rote Kartoffeln, die von der Bevölkerung bevorzugt werden.
Unter solchen Verhältnissen ergibt sich unter Umständen{folgende. Verteilung der. einzelnen Kulturpflanzen auf der Gesamtanbaufläche:
Roggen 50% der Gesamtfläche Kartoffeln und Rüben 12%
Sommerhalmfrüchte 15%
Lupinen, Seradella\
Klee und Gras
23% Ölfrüchte, Weizen||