Die geologischen Verhältnisse des Blattes 29
geschlossenen Hohlformen, die nach Norden hin geöffnete Hufeisenform; die die gesamte Umgebung weit überragende Höhe, die durch zahlreiche Aufschlüsse erwiesene glaziale Stauchung der Schichten und das Vorhandensein eines sehr schönen Sanders sprechen überzeugend dafür. Der Sander liegt mit durchschnittlich 1 km Breite vor dem West- und Südflügel der Endmoräne, dehnt sich dann aber nach Osten und Südosten erheblich aus und nimmt an Breite stark zu. Im Westen und Südwesten bricht er gegen die diluviale Talstufe, oder das Alluvium des Neißetales ab, in südlicher Richtung grenzt er an einen älteren diluvialen Talboden. Auf seiner ebenen Oberfläche verläuft parallel zum Rande der Endmoräne eine ganze Anzahl mehr oder weniger dicht bebauter Vorstadtstraßen der Stadt Guben. Dieser Sander ist, wie ein Aufschluß an der Chaussee von der südlichen Stadt zum Nassen Fleck besonders gut erkennen läßt, ganz und gar aus horizontal geschichteten, ungestört lagernden Sanden aufgebaut und steht dadurch in schroffem und auffälligem Gegensatz zu der ihn unmittelbar begrenzenden kuppigen, verwickelt zusammengesetzten Endmoränenlandschaft. An einigen Stellen, bei der katholischen Kirche in der Teichbornstraße, östlich vom Schlachthofe und nördlich von der Bergbrauerei wurde im Sander die Einlagerung eines Geschiebemergels beobachtet, der wahrscheinlich der letzten Eiszeit angehört. Die außerordentlich dichte Bebauung hinderte die Feststellung, ob diese Geschiebemergelvorkommen vielleicht ein zusammenhängendes Band an der Kante des Sanders bilden.
Mag der Hauptfaltenwurf nun tektonischen Ursprungs sein oder nicht, jedenfalls ist er gleichaltrig mit den. übrigen Störungen, die wir oben kennengelernt haben, da die gestörten Schichten sich sämtlich dem Faltenwurf einordnen. Dadurch aber können wir die Zeit seiner Entstehung recht genau bestimmen; er muß jünger sein als die jüngsten noch mitgefalteten Schichten und älter als die diskordant darüber liegenden ungestörten Ablagerungen. Die von der Faltung mitbetroffenen Schichten diluvialen Alters gehören, soweit sie aufgeschlossen sind, ausschließlich der vorletzten Eiszeit an. Die diskordant darüber liegenden Bildungen sowie der vor der Endmoräne liegende Sander sind dagegen der letzten Eiszeit zuzuschreiben. Ablagerungen des jüngeren Interglazials gelangten nicht zur Beobachtung. Da wir nun die kleinen Störungen, Fältelungen, Zerknitterungen, Durchspießungen und Verwerfungen als glazial erkannt haben, so können sie nur eine Wirkung der letzten Eiszeit sein, während der Hauptfaltenwurf, wenn er nicht glazial bedingt ist, in die zweite Interglazialzeit zu setzen wäre. Daß während der Dauer der vorletzten Eiszeit in diesem Gebiete noch keinerlei nennenswerte Höhenunterschiede vorhanden gewesen sein können, geht aus der weiten Verbreitung von unterdiluvialen Bändertonen hervor, für deren Entstehung ein großes Becken Voraussetzung ist, in welchem die Sedimente, scharf geschieden in Sommer- und Winter-Absätze, ruhig und ungestört zum Absatz kommen konnten. Erst nach der Ablagerung dieser Tone, die teils unter, teils über der älteren Grundmoräne liegen und