56 Blatt Seelow
In diesem Gebiet drängen sich die Frühjahrs- und Herbstbestellungsarbeiten stark zusammen. Im Frühjahr muß die Bodenbearbeitung innerhalb eines verhältnismäßig ‚sehr kurzen Zeitraumes durchgeführt werden, um den Boden in der richtigen Struktur zu erhalten und einerseits ein rasches Abtrocknen der obersten Bodenschicht und eine Erwärmung zu erreichen, und andererseits dem Boden soviel als möglich seiner Winterfeuchtigkeit zu erhalten. Im Herbst wiederum muß alles gepflügt sein, setzt man sich doch der Gefahr aus, durch eine Frühijahrsfurche die Gare des Bodens auf Jahre hinaus zu verderben. Ebenso bedingt die starke Unkrautwüchsigkeit eine Herbstfurche, vorsichtige Frühjahrsbestellung und intensive Hackarbeit. Eins der unangenehmsten Unkräuter des Oderbruchs und für dieses Gebiet charakteristisch ist der Wildhafer(Avena fatua), der wohl zu den zähesten und schwerst zu bekämpfenden Ackerunkräutern überhanpt gehört.
Wie die Übersicht über die Anbaufläche zeigt, nehmen Roggen und Kartoffeln auch im Oderbruch einen nicht unerheblichen Flächenanteil ein, was dadurch bedingt wird, daß sich neben dem besten Weizenboden auch häufig sehr viel leichtere sandige und unter Umständen kiesige Böden finden, die dann natürlich stark hervortreten und landwirtschaftlich eine gesonderte Bewirtschaftung erfordern, sofern die Flächen groß genug sind, daß es sich lohnt, sie ‚gesondert auszuhalten. Für Luzerne kommen wiederum nur solche Böden in Frage, die bei gesundem Kalkgehalt hoch und trocken genug liegen, um der Pflanze einen mindestens 3 m mächtigen von Grundwasser freien Wurzelraum zur Verfügung zu stellen.
Die Viehstärke beträgt etwa 1 Haupt Großvieh auf 8 Morgen. An Anspannung sind auf 70 Morgen 1 Paar Pferde erforderlich. Die Felder werden alle 3 bis 3'/z2 Jahre mit Stalldung überfahren. Kalk wird zu Rüben gegeben.
Der Grundwasserstand im Oderbruch ist stark abhängig vom Wasserstand der Oder. Angegeben wird, daß eine Oderregulierung viele Böden außerordentlich verbessern würde. Die Entwässerungsanlagen werden an vielen Stellen erweitert und verbessert.
In denjenigen landwirtschaftlichen Betrieben, die über Ländereien sowohl im Diluvium als auch im Alluvium verfügen, ergibt sich naturgemäß eine Trennung im zwei verschiedene Fruchtfolgen, die aber so ineinander greifen, daß das Gesamtbild ein einheitliches, von den beiden geschilderten Typen verschiedenes wird. Die Anbauverhältnisse zeigen etwa 25% der Gesamtfläche Hackfrucht und 66% Getreide. Der Rest verteilt sich auf Luzerne, Klee und Handelsfrüchte.
Die Böden des. Diluviums tragen wiederum Roggen, Kartoffeln, Hafer und unter Umständen Sommergerste und anspruchslosere Weizenarten. Die Hänge nach dem Bruch zu sind als Luzerneböden geeignet. Die Bruchböden selber sind, wie in den reinen Oderbruchbetrieben, überwiegend in intensivster Hackfruchtkultur. Die Erträge liegen naturgemäß in der Mitte zwischen denen der vorbeschriebenen Betriebe. Die. Stallmistrotation ist ebenfalls 3—4.jährig, in denselben Abständen wird-auch Kalk und zwar in einer Menge von 15 Zentner Kalkmergel pro Morgen gegeben.
Das Gebiet der vorliegenden Lieferung kann als typisches Beispiel für die Abhängigkeit der landwirtschaftlichen Nutzung vom Boden gelten, um so mehr, als die klimatischen Faktoren zum Ausdruck kommen durch die