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Grad-Abtheilung 60, Blatt 20 [Neue Nr. 4353] (1927) Döbern / bearb. durch Br. Dammer ..
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Geologischer Aufbau und Lagerungsverhältnisse 13

Nur auf den hohen Rücken und Kuppen erreichen. diese größere Mächtigkeiten, wie z. B.in dem Hohen Berg bei Döbern von rund 80 m.

Die eigenartige Oberflächengestaltung des Faltenbogens steht in innigem Zusammenhang mit seinem inneren Bau. Es hat sich gezeigt, daß fast überall da, wo oberflächlich eine Mulde oder eine Schlucht vorhanden ist, darunter ein aus Braunkohle bestehender. Sattel oder Sattelflügel liegt. Weiter steht die Breite der Senken im Zusammen­hang mit dem Grade der Aufwölbung. Es gilt als Regel: Je stärker die Aufrichtung des Flözes, desto enger und tiefer die Schlucht, und je breiter und flacher die Senke, um so sanfter die Faltung. Unter breiteren Wiesenflächen haben Bohrungen den Braunkohlensattel meist unversehrt festgestellt, während unter den tiefen Schluchten nur ein steil, oft sogar senkrecht aufgerichteter Sattelflügel vorhanden ist, der Sattelkopf und Gegenflügel aber der Abrasion des Eises zum Opfer gefallen ist.

Eine allseitig befriedigende Erklärung für diesen Zusammenhang zwischen innerem und äußere Bau ist noch nicht gefunden. Es seien hier zwei Erklärungsmöglichkeiten erwähnt, von denen die eine!) annimmt, daß nach dem Rückzuge des Eises die Oberfläche des Falten­bogens einigermaßen ausgeglichen war, daß also, wie schon gesagt, die Mulden bis zur Höhe der aufgepreßten Sättel mit Sand aus­gefüllt waren. Die Formung der Landschaft, die über den Sätteln und Sattelflügeln der Braunkohle Mulden und über den Mulden der Tertiärschichten Sättel schuf, hätte danach erst später eingesetzt, und zwar wäre hier eine Austrocknung und damit Hand in Hand gehende Zusammenschrumpfung und Einsackung der Flöze und der darüber liegenden Diluvialschichten erfolgt. Dem steht entgegen, daß derartige Schrumpfungserscheinungen in der Braunkohle kaum jemals beobachtet worden sind. Bei einem zweiten Erklärungsversuch?) wird angenommen, daß bei dem Abschmelzen des Eises die durch Faltung entstandenen Mulden in den Tertiärschichten mit dem aus dem Eis ausgeaperten Sand- und Kiesmaterial ausgefüllt wurden, daß aber gleichzeitig die unter dem Eise fließenden und aus dem Eis heraus­tretenden Schmelzwässer erodierend. wirkten und hierbei in den an der Oberfläche frei liegenden Sattelköpfen und steil gestellten Sattel­flügeln mit ihrer bröckligen Braunkohle den besten Angriffspunkt für die erodierende Wirkung fanden und so die tief eingeschnittenen Rinnen ausfurchten. Hierfür spricht auch, daß in all diesen Fällen noch niemals der Lagerungsform der Kohle entsprechend gelagerte Tertiärschichten über dem Flöz angetroffen worden sind, sondern daß die Kohle häufig von umgelagerten Tertiärschichten bedeckt ist. Eine Schwierigkeit für diese Erklärung liegt darin, daß viele der Täler und Schluchten keine fortlaufenden Rinnen, sondern abflußlose Wannen und Tröge darstellen, die mit Wasser, Torf und Moorerde erfüllt sind.

1) Priemel, Die Braunkohlenformation des Hügellandes der Preuß, Oberlausitz. Zeitschr. für das Berg-, Hütten- und/Sal.-Wesen, 1907, S. 61,

?) Vgl. hierzu Schmierer, Über ein glazial gefaltetes Gebiet auf dem westl. Fläming. Jahrb. der Kgl. Geol. Landesanstalt 1910. I. S. 105,