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Sonderheft 1, Zeitbilder: Zwei Fragmente von Theodor Fontane "Sidonie von Borcke" und "Storch von Adebar"
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PERSONEN DIE ZUM MISSIONSFEST KOMMEN

1. Die Residenz-Gruppe. Konsistorialräte, Hofprediger, Ministerialdirektoren.

2. Die Land-Gruppe von den Gütern: Attinghaus, Rudenz, noch ein paar andre Gutsbe­sitzer, Landpastoren, Schulmeister, alt-lutherische Leineweber, Inspektor, Förster, Jäger, der Pächter von »Neuhof« (?) und seine Frau. Einige andre Frauen. Viel Landvolk.

3. Die kleine-Stadt-G ruppe. Buchbindermeistcr Knuth, die beiden alt-adligen Schwieger­söhne, der Justizrat, der Justizkommissar, der Pastor, die Leinenweber und Tuchmacher, die SpielzeugschmtZQx , die Sc/ja>e/efholz-kindcr und Vorstände (weil holzreiche Gegend) die Kinder mit selbstgemachten Trommeln dies war gestattet, »die lieben Kleinen« - der Apotheker, der Müller, der Chirurgus 1. Klasse.

Alle diese Figuren kurz charakterisieren, aber an verschiedenen Stellen:

1. Knuth und seine beiden Schwiegersöhne kriegen ein eignes Kapitel. Ihre Wirksamkeit in der Stadt, dabei all die Elemente: Spielzcugfabrik, Schwefclholzkinder, alles schon nam­haft machen.

2. Der Pächter und die Pächtersfrau von »Neuhof« (?) organisieren den Zuzug von den Gütern in der Umgegend. Auch ein Kapitel. Aber an andrer Stelle, so daß, als sie nun wirklich anrücken, bloß gesagt zu werden braucht: die kommen auch.

3. Attinghaus, Rudenz, Justizkommissar etc. sind schon vorher charakterisiert. Ebenso muß der Chirurgus vorher charakterisiert werden.

4. Die Residenz-Gruppe korrespondiert schon vorher und trifft einen Tag vorher ein.

Chirurgus 1. Klasse in Storch v. Adebar

Er hatte das Prinzip 13 der Autopsie, der Okular-Inspektion, worin er sehr weit ging. Es gab absolut nichts, was er sich nicht zeigen ließ. In Folge davon genoß er eines großen Vertrauens, weil er dadurch den Eindruck außerordentlicher Gründlichkeit und Gewissen­haftigkeit erweckte. Ein zweites Mittel war, daß er bis zum letzten Augenblick Hoffnung gab. »Er werde noch mal wieder kommen, nur um zu beruhigen.« Kam er dann, so war der Kranke natürlich tot. Er blieb dann ganz ernsthaft, mit einem Ausdruck des Unmuts dar­über, daß menschliche Kunst 1/| , die auf dem Punkt stand hier einen Triumph zu feiern, schließlich einer bloßen Laune des Schicksals, einer Brutalität erlegen sei. Dabei sprach er kein Wort und untersuchte nur immer während er den Kopf schüttelte, die linke Bauch­gegend. Wurde dann des Klagens und Fragens kein Ende, und auch des Vorwurfes, daß er die Hoffnung gegeben habe, so sagte er: er war so gut wie genesen, * es ist ein 1,1 Zwi­schenfall : die Milz ist ihm geplatzt.«

Buchbindermeister 17 Knuth und seine zwei Schwiegersöhne

Das Bild mit dem Elefantcnorden, früher im Flur, jetzt überm Sofa. Nach einer Ansicht auf einer benachbarten Schloß-Auktion erstanden, nach einer andren von Knuths Ahnen mit nach Deutschland genommen.

Er (Knuth) hat auch den Druck und Vertrieb der Traktätchen, das konservative Blatt, die Gesangbücher, die »vierzig Bilder« für die Missionsgesellschaften, die geschickt werden, um Geld einzunchmen.

Unter denen die kommen oder wenigstens öfter vorsprechen, ist auch ein Feldmesser aus der nächsten kleinen Stadt, ein guter Kerl mit Inspektor-Manieren hohen Stiefel [n] und einem dicken Stock, der aussah wie ein Feldstuhl oder ein Etui mit Vermessungs-Instru­menten. Es war aber bloß ein Stock. Er selber war eigentlich Rationalist, kam aber immer

13 Gestrichen: des alles »sich alles zeigen lassen«

14 Darüber: Wissen das

15 Gestrichen: die Krankheit war gebrochen; aber das 14 Gestrichen: unerhörter

17 Aus: Bäckermeister

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