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Sonderheft 1, Zeitbilder: Zwei Fragmente von Theodor Fontane "Sidonie von Borcke" und "Storch von Adebar"
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Mir unsympathisch, Wehmeyer. Heulhuber.

Mir unsympathischer Wichtigtuer.

Mir unsympathischer Lump.[«]

EIN PHILISTER AUS DER KLEINEN STADT

». . Wissen Sie, ich kann ganz gut reden, was Sie schon daraus sehen können, daß ich mit­unter im Schlafen ganz lange Reden halte und wenn ich aufwache, weiß ich auch noch was es war und daß es alles seinen ganz ordentlichen 8 Sinn hatte. Aber die Menschen. Sehen Sie, wenn zehn Menschen da sitzen und mich ankucken, ist es vorbei. Und wenn es auch ganz dumme Menschen sind, aber cs hilft alles nichts, so wie 8 Menschen 18 da sind, kann ich nicht sprechen.«>. . Wissen Sie, ich kann auch dichten, und ganz gut, und alles mit Sinn und Verstand und in den knifflichsten Formen. Es kommt vor, daß ich im Traum immerzu Sonette spreche und einige haben mir schon gesagt, ich sollt es doch aufschreiben, wenn ich aufwache, dann hätte mans ja immer noch dichte vor sich. Aber ich kann mich nicht dazu entschließen. Es sieht so wichtig aus und als hielte man sich für was Besondres und das vermeid ich. Ich bin eine bescheidne Natur und muß es auch sein, wiewohl ich doch auch fühle, daß ich kein Schwachmaticus bin.« »Wissen Sie, predigen ist eigentlich das Leichteste und das fühl ich deutlich, predigen, das könnt ich auch. Es kommt vor, wenn ich so im Wagen sitze und sehe wie die Leute nach der Kirche gehn, daß ich mir sage: nun, denke dir mal, du wärst nu Prediger und alle die da gehn, die kommen nun zu dir; was würdest du nun da wohl sagen?« Und hören Sic, bei der Gelegenheit hab ich dann schon Predigten gehalten, daß mir ganz kalt und heiß wurde und daß mir die Tränen in die Augen ge­kommen sind. Und von stecken bleiben is keine Rede, weil man ja immer weiter reden kann und ist keiner da, der einen unterbricht oder lacht. Oder das müßte doch schon ein furchtbar roher Mensch sein.«

Wichtig. 11 /. Kapitel. Trauung.

2. Kapitel. Graf Attinghaus u. Rittmeister v. Rudenz.

Kapitel. Storch und Störchin. Balkon. Abend- und Nachtszenerie.

Die Störchin entwickelt ihre Pläne:

a. Beide Schwiegersöhne müssen an den preuß. Hof, dies wird sich machen; Dagobert muß eine einflußreiche Partie machen. Haben wir das erreicht, so sind wir aus der Verlegenheit heraus, man wird die Bahn über Neuhof (anderer Name) legen und den Wert Neuhofs 12 , das doch eigentlich nur ein großes Forstgut ist, verdreifachen. Das Holz steigt. Neuhof ist kein Storchsches Gut, keine 8o in der Familie; wir können uns dessen entäußern, und haben dann die Mittel für zweierlei: a. wirklich was in Leesten hineinzustecken und es zu einem Schloß-Gut zu machen und b. demgemäß zu leben. Ein Rest der bleibt, wird als eiserner Fonds angelegt und sichert uns auf alle Eventualitäten.

Storch antwortet nun: »daß die Zeit (etwa 1862) eine andre geworden sei; ganz andre Strö­mung herrscht.«

»Daß du das immer wieder sagst. Du hast keinen politischen Sinn. Glaube mir, das alles ist ephemer, ist Spielerei, der Liberalismus ist Spielerei in Preußen. Das kommt wohl mal, aber auf wie lange? Noch zwei Jahr und es ist wies immer war, weil es so sein muß: Ortho­doxie, Adel, Armee. Die habens gemacht und tragen es. Was von den Jesuiten gesagt ist: sint ut sunt, aut non sint, gilt auch von Preußen.[«]

Das 4. oder 5. Kapitel muß 1863 (Konfliktszeit) spielen, oder 1865, so daß sie triumphiert und sagt: »Da siehst dus; der Staat besinnt sich wieder auf sich selbst.«

® Darüber: orntlichcn

9 Gestrichen: ich

10 Gestrichen : sehe

11 Mit Blaustift umkringelt.

12 Am Rand: Neuhof ist verpachtet; dort ist der geizige Pächter u. die tapfre, stramme Pächtersfrau.

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