gradlehnig, dieser Stuhl aber ist so (siehe vorher meine Zeichnung, die ziemlich zutrifft) und solche Stühle existirten damals wohl kaum.
Beim Krug hab ich die Bedenken des Ornamentes, namentlich haben die geflügelten, stark und später aussehenden Engel gar keinen gothischen Charakter. Dasselbe gilt vom Bett. Siehe vorn meine Bemerkungen. Es wäre doch vielleicht besser zu sagen: dies ist das Lutherzimmer, hier saß er, hier dichtete er und nun alles andre der Phantasie des Besuchers zu überlassen. Die gewöhnlichen Menschen wollen freilich direkt was haben, auf diese kommt es aber nicht an. Es kommt auf die feineren an, die umgekehrt durch diese Falsa in ihrer Andacht gestört werden. Außerordentlich schön ist das große:
Renaissance- Zimmer, ((an andrer Stelle kostbarer Renaissance-Schrank und Buffet.)) interessant sind:
das gothische Zimmer mit der vorzüglichen Gläser- und Glaspokal- Sammlung;
das Zimmer der Gestalten des 30 jährigen Krieges, mit Tilly (neu) Gustav- Adolf (alt), Bernhard v. Weimar, Kaiser Ferdinand, Wallenstein (alle neu; letztrer Copie nach dem Bilde in Schloß Friedland).
Das Reformatoren- Zimmer. In diesem (glaub ich) auch das Bild von L. Cranach (Copie) Ueberreichung der Augsburgischen Confession an Carolus V.
Von der „Gallerie“ aus, die al Fresco den Vermählungs-Einzug Herzog Casimirs enthält, tritt man in eine Art Entree, ich glaube 1 fenstrig, 1 von verhältnismäßig wenig Breite, das nach rechts und links eine Thür hat. Die Thür links führt in den ehemaligen Bankettsaal, die Thür rechts in das Lutherzimmer. Diese drei Räume füllen wohl zu größrem Theil 2 das Erdgeschoß. Wenigstens kommen einem nur diese zu Gesicht.
Im Entree malte Professor Schneider die Bärengeschichte al Fresco. Die Geschichte selbst ist gut (erzählen). Der Page flüchtet auf den Ofen, die Dame mit Confekt. Ein Cavalier liegt im Anschlag.
Links also der Bankettsaal, jetzt Waffen- und Raritäten-Saal. Krohn- leuchter aus Sporen und Candarrhen, aus Armbrüsten und Pfeilen, und ein dritter aus Fußangeln. Zahllose interessante Dinge.
a. Die Rüstung Bernhard v. Weimars; nur Oberrüstung, (keine Beinschienen) kostbar eingelegte Augsburger Arbeit, mit der geschlossenen Artischocke dem Augsb. Zeichen.
b. Kettenhemd Thomas Münzers.
c. Das Grumbach-Beil
d. Das 101 Richtschwert; kostbare Arbeit. Mit welcher Ruhe man auf diese Dinge sieht. Theils weil Raum und Zeit ruhig machen, das Blut ist verduftet, theils weil man sich sagt: wer weiß? rege dich nicht unnütz auf.
e. Dreschflegel und Morgensterne aus dem Bauernkrieg.
Unten, in einer Art Rez de Chauße4 — während das andre Hochparterre ist (vielleicht ist es auch ein andres Gebäude — die Ueberbleibsel von
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