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Sonderheft 3, Theodor Fontane: Reisen in Thüringen
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[Thüringen und Berlin]

Die frische reine Luft! O, himmlische Mächte. Was ist Berlin dagegen. Von den guten Gegenden vor dem Pots. Thor etc., rede ich gar nicht, selbst in der Innenstadt liegen die Dinge grundverschieden. Berliner Luft, auch da wo sie nicht angenehm berührt, ist so zu sagen frisch von der Quelle, sie ist jung, ohne Geschichte. Wie anders hier. Die Luft in diesen Hotels 1 ist altehrwürdig und man kann ohne Uebertreibung sagen die Jahrhunderte haben an ihr gearbeitet. Sie ist geworden und wie das kölnische Wasser Jahrzehntelang lagern muß, so daß die einzelnen Essenzen unkennbar werden und in einer höheren Einheit aufgehen, so auch hier. Nur umgekehrt.

1 ,Hotels 1 im Original in griechischen Buchstaben geschrieben.

Reisen in Thüringen.

Thüringen ist doch das Herz Deutschlands war 1 ein Satz, den ich mehr als einmal aus dem Munde Franz Kuglers vernommen und in einem Thüringer Thal, in der Schwarzburger oder der Reinhardsbrunner Mühle einen kurzen Sommer lang zu rasten, ist eine Freude für das Herz. Ich schicke dies voraus, um 2 meine Stellung zu Thüringen zu kenn­zeichnen und dem Leser vorweg zu zeigen daß ich dies Land liebe und weiß was wir daran haben. Aber wohnen in Thüringen und reisen in Thüringen, das sind grundverschiedne Dinge. Jenes ist ein Genuß, dieses ist eine Qual zugleich eine Unwürdigkeit für einen anständigen Men­schen. Aus widerwärtigen, ordinären Situationen kommt man gar nicht heraus. Die Hotels, die Geldfrage. Vergleich mit den 3 auf dem Trottoir. Das Billetlösen, der Hotel Omnibus. Die Gesellschaft. Gevatter Schneider und Handschuhmacher. Da speit das doppelt geöffnete Haus, drei Haid­läufer 1 auf einmal aus. Die Beschaffenheit der Wirthe. Niedrigste Sorte. Die Presse hat dies zu wägen. In der Schweiz ist dies anders. Welt­männisch. Auch in Frankreich, von England gar nicht zu reden. Das liegt daran: diese Leute alle sind wirklich reich und thun etwas fürs Ganze, unsre wollen ä tout prix reich werden und verfahren höchst ungeschickt.

Ursprünglich: sagte. 2 Danach gestrichen: zu zeigen. 3 Lesart unsicher: Haidläufer.

Luther-Plätze

Lucas Cranach-Plätze

Wallenstein-Plätze

Gustav Adolf-Plätze (vielleicht einmal)

Jean Paul-Plätze

Goethe-Plätze

Schiller-Plätze

Bürger, Uhland,

Tieck-Plätze

Teil-Plätze

Maria Stuart-Plätze

Jeann dArc Plätze

Shakespeare-Plätze

Walter Scott-Plätze

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