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Sonderheft 3, Theodor Fontane: Reisen in Thüringen
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Veste Coburg: Nach neuen Grabungen geht die Geschichte der Coburg bis in die Vorzeit zurück. Als Castrum Coburg wird die Veste zuerst 1265 erwähnt. Vom heutigen Bestände datiert nur wenig aus der Zeit vor 1500; im wesentlichen 16. Jh. Von 18381860 wurden unter Leitung des Architekten Carl Alexander Heideloff umfangreiche Restaurierungs­arbeiten durchgeführt. Diese historisierenden Umbauten und Innen­ausstattungen wurden bei einer erneuten Instandsetzung unter Bodo Ebhard 19061924 großenteils wieder entfernt. 1945 wurde die Veste durch Kriegseinwirkungen beschädigt, 1946 begannen die Wiederher­stellungsarbeiten. F.s Beschreibung entspricht nicht mehr ganz dem Bilde, das die Veste heute bietet.

Martin Luther hatte sich vom 24. April bis zum 4. Oktober 1530 auf der Veste aufgehalten. Er war im Gefolge des Kurfürsten Johann des Beständigen nach Coburg gekommen und blieb, da Reichsacht und Kirchenbann über ihn verhängt worden waren, während des Augs­burger Reichstages, an dem der Kurfürst teilnahm, auf der Veste zurück. Durch Boten stand der Kurfürst während des Reichstages ständig mit ihm in Verbindung.

Lutherstube: In der Steinernen Kemenate (erbaut 15011504). Die von F. beschriebenen Ausstattungsstücke sind fast alle nicht mehr an Ort und Stelle.

Bärengrube: In einem Zwinger wurden Bären gehalten.

Die Bettstelle: Sie befindet sich nicht mehr in der Lutherstube. Im Inventar ist dazu vermerktBettstelle, angeblich die Luthers, von weichem Holz mit Oelfarbe gestrichen und im Geschmack der zweiten Hälfte des 17. Säe. bemalt, daneben mit Bleistift:In Lauter gekauft um 1700.

vier Wappen: Nur eine der von F. erwähnten Wappenscheiben ist im Inventar der Glasgemälde aufgeführt, die der Ursula Hans Hueterin geb. Stromerin; sie befindet sich heute in einem anderen Bau.

Der Lutherkrug: Es ist nicht mehr feststellbar, welcher der Holzkrüge mit Zinnmontierung, die alle aus späterer Zeit stammen, im 19. Jh. als Lutherkrug galt.

Sein Stuhl: Nicht zu ermitteln.

Der eiserne Ofen: Gußeiserner Ofen von 1548; darauf ist Christus mit der Samariterin am Brunnen dargestellt.

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Renaissance-Zimmer: Intarsien-Jagdzimmer (genannt Hornstube) von 1632, das Prunkzimmer Herzog Casimirs von Sachsen-Coburg in der Ehren bürg. Es wurde dort 1809 herausgenommen und 1829/30 in der Steinernen Kemenate der Veste eingebaut.

Renaissance-Schrank: Vermutlich ein Säulen-Fassaden-Schrank (frän­kisch-thüringisch, um 15901600) gemeint.

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