7. Schwedt.
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als Dorothea (f 1689), die (zweite Gemahlin des Gr. Kurfürsten, die etwa 4 □ Meilen umfassende Herrschaft für ihre Söhne erwarb, das Schlofs und nach dem Brande von 1681 auch die Stadt neu erbaute und 1686 Refugiös ansiedelte. Von ihren Nachfolgern, den Markgrafen von Brandenburg-Schwedt, legte Friedrich Wilhelm (1711—71), der ,tolle Markgraf 1 , die schönen Alleen an, liefs den Oderdamm bauen und vollendete das Schlofs. Mit Friedrich Heinrich , dessen Vorliebe für Festlichkeiten Sch. den Namen des ,lustigen Oder- städtleins 1 verschaffte, starb die Friedrich d. Gr. verhafste ,Rasse 1 1788 aus. Die Herrschaft fiel an die Krone zurück und wurde von ihr in einem 60jährigen, 1872 entschiedenen Prozefs gegen den Fiskus behauptet. — Okt. 1806 weilte in Sch. eine Nacht auf der Flucht Königin Luise, 1821, 1833 und 1834 (zuletzt mit Kaiser Nikolaus I. von Rufsland) Friedrich Wilhelm III. mehrere Tage.
An der mitten durch die Stadt gehenden, mit vierfacher Baumreihe bepflanzten breiten Schlofafreiheit liegt die französisch-reformierte Kirche , ein kleiner, ovaler Bau mit dem Marmorsarkophag des Stifters, Markgrafen Friedrich Heinrich.
Am östl. Ende erhebt sich das Schlofs, 1637 von den Schweden zerstört, 1646 und seit 1670 durch Riquart im Stil der Spätrenaissance neu erbaut, am Anfang des 18. Jahrh. wiederhergestellt und nach W. durch die in Kuppeltürmen endenden Flügel erweitert. Der nördl. Flügel enthält u. a. das Rentamt, der südl. die deutsch- reformierte Schlafskirche. Auf der Oderseite führt eine mächtige Rampe zum ersten Stock. Der kleine, aber wohlgepflegte Park (mit schönem Laubengang an der Oder) wurde gleichzeitig mit dem Ausbau des Schlosses nach franz. Muster angelegt; beim Nordende der Rampe eine interessante Sonnenuhr aus Stein. Vor dem Eingang zum Park das Kriegerdenkmal, Germania auf hohem Sockel.
Der südl. von der Schlofsfreiheit gelegene Teil der Stadt (in der Predigerstrafse das stattliche Predigerhaus) enthält die 1887—91 durch einen Umbau völlig modernisierte, kreuzschiffige Katharinen- oder Stadtkirche. In dem neu gemalten, ziemlich bunten Innern r, u. 1. von dem guten Renaissancealtar, einer Stiftung des letzten Grafen v. Hohenstein (S. 44), die Ephitaphien desselben und seiner Gemahlin mit den lebensgrofsen Statuen beider aus Sandstein sowie die Epitaphien eines Knaben v. Hagen (f 1601) und eines Herrn v. Buch (+ 1610); von der Galerie des Turmes weite Aussicht. Nahe der Kirche das städt. Hohenzollern-Gymnasium, das Amtsgericht und die kath. Kirche. — Von hier führt die Vierraden er Strafse nach O. zu der 1838 erbauten hölzernen Oderbräcke (272 m 1.; 20 Min. vom Bahnhof).
Südl. von der Stadt sind die Arbeiten für den Grofsschiffahrtweg Berlin-Stettin (neuer Durchstich von Kriewen nach Schwedt) fast vollendet.