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11. Küstrin.
Städtchen mit 2167 Einw. an der NW.-Ecke des Sternberger Hochlandes, einst eine Zeitlang (—1325) Sitz der Lebuser Bischöfe (vgl. S. 104) und wegen seiner Marienkapelle besuchter Wallfahrtsort, 1326 von den Frankfurter Bürgern eingenommen, 1757 von den Russen ganz niedergebrannt. Südl. liegt Ötscher, wo Friedrich d. Gr. nach der Schlacht bei Kunersdorf (S. 121) übernachtete; etwas n. von der Stadt die Fähre für Reitwein (S. 123). — 16 km Lässig-, 19 km Gr. Bade-, 25 km Kohlow, mit mächtigem Granitblock als Bismarckstein; 28 km JJrenzig. — Zuletzt über die Posener Bahn nach (31 km) Beppen (S. 125).
Von Küstrin - Neustadt nach Kriescht, 30 km (Privatbahn; Fahrkarten nach Sonnenburg 1,20, 0,75, R. 1,90, 1,15 M.). — 2 km Kietz er Busch (12 Min. sö. vom Markte). Dann von der Reppener Linie 1. ab über unbedeutende Haltestellen durch die unabsehbaren "Wiesenflächen des in der Mündungsgegend noch jetzt fast unwegsamen 'Warthebruches. — 15 km Sonnenburg {Hot. Kaiserhof-, Hot. z. Markgrafen; Goldner Stern, einfacher, aber ganz gut, bei der Kirche; Erfr. im Bahnhof), freundliche Stadt mit 4346 Einw. im Kreise Ost- Sternberg, von Interesse namentlich als Ordenssitz der Johanniter. Am Eingang zur Stadt ein Zweikaiserstein-, etwas Ö., an der Limmritzer Chaussee, ein Zuchthaus mit etwa 1000 Insassen.
In dem um 1080 gestifteten Johanniterorden nahm die Ballet Brandenburg , die in 10 Komtureien (u. a. Lietzen, Quartschen, Werben) zerfiel, von Anfang an (1827) eine ziemlich unabhängige Stellung ein. Der Reichtum des Ordens, dem u. a. nach 1319 der gröfste Teil der Güter der Templer zufiel, war schon damals sehr bedeutend. Obgleich der Orden sich frühzeitig der Reformation angeschlossen hatte, war 1625 —40 der kath. Graf Adam v. Schwarzenberg Herrenmeister. Die gröfsten Verdienste um die Ballei, die seit 1427 ihren ständigen Sitz in Sonnenburg hatte, erwarb sich Fürst Johann Moritz von Nassau (Herrenmeister 1652-79). Auf Grund des Ediktes von 1810 erfolgte mit der Aufhebung des Ordens die Einziehung der Güter. 1812 wurde der Orden zum ehrenvollen Andenken der erloschenen Ballei neu gestiftet, 1852 aber von Friedrich Wilhelm IV. in eine adlige Gesellschaft zur Gründung von Krankenhäusern und zur Krankenpflege umgewandelt (evangel. Ballei Brandenburg des ritterlichen Ordens von St. Johannes vom Spital zu Jerusalem). Er bestand 1905 aus 18 Kommendatoren, 4 Ehrenkommendatoren, 973 Rechts- und 1912 Ehrenrittern und hat etwa 50 Häuser mit gegen 1840 weiblichen Personen zur Krankenpflege. Die Rechtsritter zahlen bei der Aufnahme 300 M. y die Ehrenritter 1000 M. und aufserdem jährlich 60 M .; am Ritterschlag, der alle zwei Jahre Ende Juni stattfindet, nehmen nur die Rechtsritter teil. Ordenskreuz achtspitzig. Herrenmeister wurde nach dem Tode des Prinzen Albrecht (1906) 1907 Prinz Eitel- Frfcdrich.