Teil eines Werkes 
Teil 3 (1910) Weitere Umgegend Berlins : (östliche Hälfte)
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17. Frankfurt a. O.

Stadtkreis. Lange Zeit hindurch (15061811) war es Universitätsstadt. Jetzt ist es Sitz der Regierung und anderer Behörden und hat ein Landgericht sowie einkgl. Gymnasium, ein städt. Realgymnasium und eine kgl. Bau­gewerkschule. In Garnison liegen hier das Grenadierreg. Prinz Karl von Preufsen Nr. 12, das Feldartilleriereg. General-Feldzeugmeister Nr. 18, das Leibgrenadierreg. König Friedrich Wilhelm III. Nr. 8 und ein Telegraphen- bataillon. Die Stadt ist gegenwärtig vorzugsweise Industrieort (u. a. für Möbel und Maschinen) und hat bis in die neueste Zeit grofse Bedeutung als Handels­platz gehabt.

Seiner günstigen Lage an der Handelsstrafse aus dem W. nach den Slavenländern an einer Stelle, wo die Talränder des Lebuser und des Sternberger Hochlandes nahe aneinander treten, hatte F. es zu verdanken, dafs schon in den ältesten Zeiten hier eine viel benutzte Überfahrtsstelle über die Oder war. Mit Verleihung des Stadtrechtes erhielt F. das Niederlagsrecht, nach dem alle durch den Ort gehenden Waren hier einige Tage zum Verkauf niedergelegt werden mufsten, ein Recht, das an der Oder aufserdem nur noch Breslau und Stettin zuteil wurde. So kam bald der gesamte neu- märkische, preufsische und polnische Handel in die Hände der Frankfurter Patrizier, Erst der Bau des Müllroser und später des Finowkanals versetzte dem Handel Fs. den Todesstofs, nachdem es allerdings bereits im Laufe des 15. Jahrh. seinen Rivalen gelungen war, allmählich den Oderstrom von seiner Herrschaft etwas zu be­freien. Immerhin sicherten der Stadt die drei, erst um- 1658 als ^Messen' bezeichneten Zentralmärkte für den Grol'shandel, die am Montag nach Reminiscere (Frülnahr), Margareten (Sommer) und Martini (Herbst) eingeläutet werden und 14 Tage dauern, eine hohe Bedeutung. 1793 erreichte der Umsatz 6661000 Taler. Bis zur letzten Teilung Polens (1795) bildeten die von dort erscheinenden Juden das belebende Element. Die Freigebung des Handels 1810 und die Friedenszeit führten in der 1. Hälfte des 19. Jahrh-. zu einem neuen Aufschwung, dessen Höhepunkt die Margaretenmesse 1855 bezeichnet (10000 Fremde, 2100 Verkehrslokale, 108000 Zentner Umsatz). In letzter Zeit ist der Verkehr jedoch immer mehr zurückgegangen.

Der Bahnhof (37 m ü. d. Oder) nebst der n. sieb anschliefsenden grofsen Zentralwerkstatt und der w. von der Bahn liegende Stadtteil nehmen den Rand der Lebuser Hochfläche ein. Im Tale liegt das alte Frankfurt mit der Gubener (s.) und der Lebuser Vorstadt (n.) auf dem 1. Ufer, der Dammvorstadt auf dem r. Ufer der Oder.

Ein langer Tunnel führt unter der Bahn w. nach dem besonders von Arbeitern bewohnten Viertel Beresinchen; hier, Ecke Leipziger und Luckauer Str., seit 1891 das Luther Stift, Diakonissenmutter- und Krankenhaus mit Kleinkindergarten und Kinderhort.

Durch die Bahnhofstrafse, von deren Anfang r. ein kürzerer Weg zum Anger (S. 115) führt, gelangt man zur Fürstenwalder Strafse.

In dieser 1. (w.) alsbald das Garnisonlazareit. Dann, auf der r. Seite, der alte Kirchhof mit anmutigen Spaziergängen; an der östl. Maxier bemerkenswert das von Friedrich Wilhelm IV. seinem Freunde und bewährten Rate, dem General v. Thile (i* 1852), gewidmete Denk-