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17. Frankfurt a. 0.
haus Herrn, v. Wifsmanns (1863—1905). Dahinter in der Gubener Strafse das 1694 gegründete kgl. Friedrichsgymnasium (PI. 15); in der Aula vier wertvolle Kartons von O. Lessing. Am Südende des Angers an der Stelle des 1396 gestifteten, 1631 von den Schweden zerstörten Kartäuserklosters das Best. Kartausbad mit Brauerei (einst berühmtes Weifsbier).
Vom Kartausbad nach dem Wasserturm und der Buschmühle s. S.119.
Nordöstl. vom Wilhelmsplatz ragt mächtig empor die Marien- oder *Oberkirche (Pl. 1), die grölste Kirche der Mark: gotische fünfschiffige Hallenkirche, 1325 geweiht, später durch Hinzufügung einer Kapelle am nördl. Querflügel (1375), eines Anbaues an der Südseite des Chors und zweier Seitenschiffe des Langhauses erweitert. Der Chor ist dreischiffig mit Umgang, der Turm (67 m; die gröfste Glocke „Osanna“ stammt aus d. J. 1371) mit Zinnen und achteckiger Pyramide gekrönt (der südliche Turm stürzte 1826 ein). Aufser den auf die Wände des Langhauses aufgesetzten Stützmauern für die nach aufsen ansteigenden Pultdächer sind besonders die Sandsteinportale der Nordseite bemerkenswert: das kleinere westliche aus dem 14. Jahrh. mit Pieta, und St. Georg, das östliche an der wohl von Kaiser Karl IV. erbauten Kapelle mit dem kaiserlichen (zweiköpfiger Adler), böhmischen (Löwe) und brandenburgischen Wappen (Adler), dem englischen Grufs (r. und L von der Tür), anderem figürlichen Schmucke und deutlichen Billen.
Das Innere (Küster Oberkirchplatz 6), 1830 von Schinkel wieder- hergestellt, macht trotz der Tünche durch seine Gröfse (77 m 1., 46 m br.) und die guten Verhältnisse einen mächtigen Eindruck. Unter der Orgel ein interessantes bronzenes Taufbecken von Meister Arnold (1376), vergoldet, mit Reliefdarstellungen aus dem Leben Christi. — In den Querschiffen: 1. ein grofses got. Sakrarnentshäuschen ; r. Gemälde , Auffindung der Leiche des Herzogs Leopold von Braun-, schweig 1785, von Bode (vgl. S. 118). — Vor dem Chor ein vergoldeter siebenarmiger Leuchter aus Bronze (4,6 m) mit naiven Figuren aus dem 14. Jahrh. — * Hochaltar, 7,5 m hohes, sehr wertvolles Schnitzwerk (vielleicht von Pistoricci 1419): in lebensgrofsen Figuren die Schutzheiligen des Bistums Lebus (Madonna, Adalbert von Prag und Hedwig) nebst den Statuetten der Apostel; auf den Flügeln gute Gemälde (Verkündigung, Heimsuchung,_ Geburt Christi, Anbetung der Könige), ebenso auf der Rückseite neben geringeren Passionsbildern die Himmelfahrt Mariä von 1517. In drei Chorfenstern vorzügliche *0lasgemälde aus dem Ende des 14. Jahrh. — Im sogen. Märtyrerchor (über der Sakristei an der Südseite des Chors) 43, z. T. aufgefrischte, wertvolle Gemälde, gestiftet von Patrizier- familien, meist aus dem 16. Jahrh., u. a. Kreuzigung von 1491, Hodie mihi cras tibi (Tod und die verschiedenen Lebensalter), Kampf der auf dem Gertraudkirchhof auferstehenden Toten mit den Hussiten. — In der Kirchenbibliothek u. a. eine deutsche Bibel von 3483 mit Holzschnitten von Dürer sowie die "Wittenberger Ausgabe der Bibel Luthers von 1545 mit den Bildnissen der sächs. Kurfürsten von L. Cranach und Autographen Luthers und Melanchthons.