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17. Frankfurt a. 0.
Hochfläche; vom Ostende Rückblick auf die Stadt. Die ehern. Holzbrücke, die etwas südlicher lag, schon 1324 erwähnt, war einst ebenso wichtig für die Blüte des Handels wie verhängnisvoll in Kriegszeiten.
Die Dammvorstadt am r. Ufer schützt ein starker Damm, welchen die bis auf 5,41 m gestiegenen Fluten am 27. April 1785 durchbrachen. 3 Min. 1. von der Brücke, wo beim Rettungswerke der Regimentskommandeur Herzog Leopold von Braunschweig den Tod fand, ein Sandsteindenkmal (PL 21), Sockel mit Porträtmedaillon, darauf allegorische Gestalten mit Urne, erklärt von Ramler. Am Todestage hält die vom Herzog gegründete Gamison- oder Leopoldschule (Kasernenstr.) hier eine Gedächtnisfeier ah. "Weiter nö. die Kaserne des Telegraphenbataillons.
Von der Brücke nach dem Kleistturm, Kunersdorf und dem Pulver- krag s. S. 120; nach Lebus S. 123.
Den nördlichen und ältesten Teil des alten Frankfurt, am 1. Ufer, bildet die Unterstadt. Hier die (seit 1656) reformierte Kirche (PI. 5; einst Nikolaikirche), dreischiffiger Hallenbau, vollständig erneuert, 1892—93 auch mit zwei neuen Türmen ausgestattet; Inneres schmucklos. Als Pfarr- und Gamisonkirche dient jetzt die n. gelegene UnterMrche, gewöhnlich Nikolaikirche genannt (PI. 2). Die 1517—25 fast völlig neu erbaute turmlose, drei- schiffige Hallenkirche hat ein breiteres Südschiff, so dafs der gerade geschlossene Chor seitwärts gerückt erscheint; im Giebel spätgot. Mafswerk. Im Innern reiche Netzgewölbe; Kanzel und Hauptaltar aus dem 18. Jahrh.; über der Sakristei das städt. Archiv. Die Stelle des n. sich anschliefsenden ehern. Franziskanerklosters nimmt gegenwärtig das Siechenhaus ein.
Westl. führt von hier die Kollegienstrafse zu der früheren Universität in der Richtstrafse. Im jetzigen Gebäude, das aus dem J. 1693 stammt, seit 1824 die 1813 gegründete Oberschule (städt. Realgymnasium).
Die Yiadrina , schon von Johann Cicero geplant, von Joachim I. gegründet, wurde 1506 unter Rektor Konrad Wimpina mit über 900 Studenten eröffnet. Zu den ersten Studenten gehörte Hutten, der nachher die Stadt in einem latein. Gedichte feierte. 1518 wurde Tetzel zum Doktor der Theologie promoviert. Joachim II. schenkte der Hochschule besondere Aufmerksamkeit, berief neue Lehrer, so für Poetik und Rhetorik Sabinus, den Schwiegersohn Melanchthons (wohnte Junkerstr. 22) und gab ihr nach Einführung der Reformation u. a. die Einkünfte des Kartäuserklosters. Wegen der Pest wurde die Universität zeitweise nach Cottbus und Fürstenwalde verlegt. Die Zahl der Studenten betrug 1541 etwa 300. 1706 war der spätere KönigFriedrich Wilhelm I. Rektor; 1737 liefe er durch Morgenstern hier die bekannte Disputation über .Narrheit und Narren 1 abhalten. Trotz der Fürsorge der übrigen. Hohenzollern fristete die Universität ein kümmerliches Dasein, bis sie 1811 mit