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I. Das Wandern in der Mark.
Was die Verpflegung anbelangt, so ist auf warmes Essen in der Regel weder in den Dorfgasthöfen noch in den im Buche mit dem Zusatz „Erfrischung“ (im Gegensatz zu „Restaurant“) versehenen Wirtschaften und in den Bahnrestaurants kleinerer Stationen zu rechnen. Die Table d’höte in den Hotels ist meist gut, doch herrscht dabei fast durchweg, auch in kleineren Städten, Weinzwang mit unbillig hohen Preisen der Weine. In den Gasthäusern der kleinen Städte gibt es warmes Essen in der Regel nur mittags und abends, selten unter der Zeit. Zur Restaurierung empfehlen sich besonders die Bahnhofswirtschaften, da die Preise hier in der Regel der Genehmigung der Behörde unterliegen. Bei grölseren Fufs- wanderungen tut man gut, sich Mundvorrat mitzunehmen (empfohlen sei auch namentlich Schokolade und englische Pfeffermünzpastillen) und sich nur auf eine Hauptmahlzeit, am besten abends, einzurichten. Städtische Förster haben meist eine Erfrischungsstation; auch in einsamen Mühlen lässt man Durstige nicht verschmachten; königliche und Privatförster verabreichen aufser Milch gewöhnlich nichts. Die Kosten für Nachtlager und Verpflegung belaufen sich für den nicht zu anspruchsvollen Touristen auf etwa 6 M. für den Tag.
Die Unsitte der Trinkgelder besteht auch in der Mark. Jedoch werden in den Wirtshäusern 5—10°/ der Rechnung für den Kellner, 20—30 Pf. für den Stiefelputzer gewöhnlich genügen. Viele kleineren Orte ge- niefsen den Vorzug, aufser dem letzteren einer trinkgelddurstigen Bedienung noch durchaus zu entbehren. Auch beim Besuche von Sehenswürdigkeiten sind mäfsige Trinkgelder in der Regel ausreichend. Auf Dörfern machen sich meistens die Lehrer ein Vergnügen daraus, ihre Kirchen zu zeigen; haben sie selbst keine Zeit, so führt der Vorschlag, ein Kind mit dem Schlüssel mitzuschicken, wohl immer zum Ziele.
Im Verkehr mit den Einheimischen kann allzeit höfliches Benehmen nur von nutzen sein. Die Landbevölkerung der Mark ist gutwillig und gefällig, verhält sich aber lärmendem und prahlerischem Wesen gegenüber, wie es gewissen Sonntagsausflüglern eigen ist, durchaus ablehnend. Auch in Wirtshäusern pflegt man durch Bitten mehr zu erreichen als durch Fordern. Namentlich bei starkem Verkehr ist Nachsicht mit der Bedienung, die nicht die Schulung eines Berliner Kellners besitzt, sehr am Platze. Etwaige Grobheiten der Wirte weist man am besten mit Humor zurück; nicht selten sind es Originale, die bei richtiger Behandlung sich recht will-