Teil eines Werkes 
2 (1904) Weitere Umgegend Berlins : westliche Hälfte
Entstehung
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3. Von Berlin über Luckenwalde nach Jüterbog. 33

endenden Durchzügen seit 1625 nicht selten ganze Heere verpflegen musste. Um die Wende des J. 1625 wurden in der seitdem ,Rotes Meer genannten Gasse 400 Stiftssoldaten von Kroaten niedergemacht; 1626 u. 27 war Wallenstein hier; 1644 lagen nach einem Siege Torsten- sons über Gallas in der Bergheide (jetzt Artillerieschiessplatz) 26000 Schweden in ihr. Als Grenzort wurde J. auch im 7jährigen Kriege hart mitgenommen; am 29. Aug. 1756 erklärte Friedrich II. von hier den Krieg an Österreich und Sachsen.

Vor der Dammvorstadt liegt l. der abgetragene Schlossberg, auf dem bis ins XVII. Jahrh. die Burg der magdeburg. Vögte stand. In der Vorstadt die Frauen­kirche, die den Ausgangspunkt des Christentums für diese Gegenden bildete, ursprünglich Pfeilerbasilika, seit 1800 ohne Seitenschiffe; das Querschiff und der westl. Teil des Langhauses aufser der älteren Granitfront stammen aus dem XIII., der Chor aus dem XVI. Jahrh.; in letzterem die Grabplatte des Amtshauptmanns v. Klitzing, der die Sandsteinkanzel 1575 stiftete. Von dem 1282 gegründeten, später aus der Stadt hierher verlegten Cisterzienser- Nonnenkloster zum h. Kreuz ist n. ein got. Zellen-

g ebäude aus dem XV. Jahrh. erhalten. Daneben das andratsamt.

Das *Dammtor ist das stattlichste der drei 148089 in reichster Backsteinarchitektur aufgeführten Stadttore, die sämtlich mit Keule und Inschrift (Wer seinen Kindern gibt das Brot und leidet nachmals selber not, den schlage man mit der Keule tot; ebenso in Müncheberg, s. Teil III) versehen sind. Am Aussentor des Dammtores runde Eck­türmchen und Zinnen; am Innentor ein hoher Kundturm mit Zinnenkranz. Neben einer Anzahl von Warttürmen ist auf dieser westl. Seite der Stadt r. noch ein bedeuten­der Rest der alten Mauer vorhanden; einige Türme finden sich auch auf der Südseite.

Durch die eigentliche Stadt gehen von W. nach O. zwei Strassenzüge, anfangs Pferde- (r.) und Mönchen- strasse (1.) genannt. Am Anfang der Pferdestrasse, auf der Stätte der ehem. Heiligegeistkapelle, eine L uthereiche von 1883. In der Mönchenstrasse die Mönchen- oder Franziskanerkirche, einfacher, dreischiffiger Hallenbau mit einschiffigem Chore. An diesen schliesst sich n. der allein übriggebliebene, jetzt efeuumsponnene Flügel des 1510 vollendeten Klosters an. Auf dem Markte das got. Rathaus, das im westl. Teile auch als Kaufhaus diente, aus dem XV. Jahrh., mit West- und Ostgiebel; im N. die Gerichtslaube mit schönem Staffelgiebel; an der NO.- Ecke die Statue des h. Moritz, des Patrons des Erz­bistums (1496). Im Innern das Kämmereizimmer mit reichem Sterngewölbe; im Turm das Archiv, u. a. mit Schutzbriefen Wallensteins, Torstensons und Banérs. Wanderbuch für die Mark. II. 3